Ein Footballer für Brianna – Leseprobe

Kapitel 1

Brianna

»Wo zur Hölle steckst du?«

»Ich bin auf dem Weg.«

Amber schnaubte. »Wo ist der Weg, Bri?«

»Na, wenn du es genau wissen willst … Ich sitze gerade halbnackt in einem Uber.«

Stille. Dann: »Du … was?«

Stöhnend verzog ich das Gesicht. Das hatte sie gar nicht wissen wollen, oder? »Ich bin gleich da, Amber. Ich schwör’s.«

»Du bist jetzt schon zu spät!«

»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich atemlos und schloss den Gürtel, bevor ich meinen Pullover über den Kopf zog. »Und ich wäre pünktlich gewesen, wenn der Uber-Fahrer nicht immer wieder in den Rückspiegel anstatt auf die Straße gucken würde!«, fügte ich lauter für meinen viel zu neugierigen Chauffeur hinzu. Mir war schon klar, dass ich eine gute Show bot, aber wenn er einen Unfall baute, kam ich überhaupt nicht mehr an – und das könnte am ersten Arbeitstag einen schlechten Eindruck hinterlassen. Ebenso, wie wenn ich in Baggyjeans und löchrigem Pullover statt in meiner Arbeitsuniform auftauchte.

»Bri. Ich hab für dich gebürgt«, sagte Amber wehleidig. »Das Marketing hat eigentlich überhaupt nichts mit der Security zu tun – und trotzdem haben sie dich eingestellt! Praktisch nur dafür, dass du mich immer deine Mathehausaufgaben hast abschreiben lassen. Also streng dich an, okay? Vermassle es einfach nicht.«

Ich zog eine Grimasse. Das schien mein Lebensmotto zu sein, aber ehrlich gesagt war ich ihm nicht sehr treu. »Ich weiß, ich weiß. Aber es ist ein Securityjob in einem Footballstadion. Ich bekomm nicht einmal eine Waffe, wie könnte ich es vermasseln?«, erwiderte ich und knöpfte die braune Bluse zu, die mein derzeitiges Leben sehr gut repräsentierte. Sie funktionierte, bot aber keinen schönen Anblick.  

»Ich habe keine Ahnung, wie, aber du hast da ein Talent. Bei der Polizei wurdest du schließlich auch rausgeworfen, obwohl du auf der Academy die Beste in deinem Jahrgang warst«, erwiderte sie leichthin.

Oh, sie war fies. »Ich streng mich an, Amber, versprochen! Und ich biege gerade auf den Parkplatz ein. Bin sofort da.«

Im nächsten Moment legte ich auf. Weil ich ohne Telefon am Ohr schneller rannte. Und mit meinen Eltern sprach, wenn ich mir Vorwürfe anhören wollte, nicht mit meiner besten Freundin.

»Wir sind da«, sagte der Fahrer.

»Vielen Dank. Aber für eine gute Bewertung hätten Sie wirklich nicht so oft gucken dürfen«, informierte ich ihn und stopfte hastig die Kleidung in meinen Rucksack.

»Und Sie hätten sich woanders umziehen sollen«, erwiderte er ungerührt.

Ich lachte gequält, stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Das war ein valider Punkt. Optimalerweise hätte ich auch geduscht und mir die Haare gekämmt. Was definitiv mein Plan gewesen war. Ich hatte überpünktlich am Stadion der San Antonio Lions ankommen, mir von Amber eine Tour durch die Räumlichkeiten geben und mich dann meinem neuen Boss vorstellen wollen. Nicht mein Plan gewesen war, dass mein Auto mitten auf dem Highway plötzlich den Geist aufgab. Offenbar blinkte die Motorprüfleuchte doch nicht nur, um etwas Farbe ins Armaturenbrett zu bringen. Ich hatte einen Blick unter die Motorhaube riskiert und dabei leider eine riesige Rauchwolke abbekommen, bevor ich den Abschleppdienst gerufen hatte.

Deswegen war ich zu spät. Deswegen waren meine Hände ölverschmiert. Deswegen stanken meine Haare nach Rauch. Deswegen hatte ich vor einem fremden Uber-Fahrer gestrippt und riskierte meinen neuen Job, den ich wirklich brauchte, um besagten Abschleppdienst zu bezahlen!

Der Rucksack schlug mir hart auf die Schultern, während ich zum Hintereingang des riesigen Stadions sprintete, hastig meinen nigelnagelneuen Ausweis herauskramte und dem Security-Mann vor der Tür hinhielt. Er musterte mich skeptisch, rümpfte dann die Nase und winkte mich wortlos durch.

Ich joggte rechts den Gang entlang, der mir mit einem Pfeil den Weg zum Sicherheitsdienst wies, und sah verdrießlich an mir hinab. Ich verstand den Gesichtsausdruck. Und nicht nur, weil ich roch, als hätte ich in einem Benzinfass gebadet. Ich hatte drei Jahre bei der Polizei gearbeitet und war Uniformen gewohnt, aber die dunkelblaue Kluft des San Antonio Police Departments war um einiges schöner als diese hier. Ich wollte der Designabteilung der San Antonio Lions wirklich nicht zu nahe treten, aber wieso mussten das unförmige Hemd und die kratzige Leinenhose einen kackbraunen Farbton haben, der nur einer Toilette schmeicheln würde? Wer hatte sich das ausgedacht?

Großer Gott, ich war tief gefallen.

Aber es war ein Job. Er brachte Geld ein. Und ich brauchte Geld, denn ich hing an regelmäßigem Essen und einem Dach überm Kopf.

Dann hättest du dich nicht feuern lassen sollen!, bellte eine Stimme in meinem Kopf, die sich verdächtig nach meinem Vater anhörte.

»Hey, was treiben Sie hier hinten?«, durchbrach eine andere Stimme meine Gedanken. Ein großer Mann mit Glatze und beeindruckendem Schnauzer trat auf den Gang und musterte mich misstrauisch, als ich so hastig abbremste, dass meine Turnschuhsohlen quietschten.

»Entschuldigen Sie, ich bin Brianna Lyne. Ich soll mich bei einem Mr Kendrick melden«, sagte ich außer Atem. »Ich bin … neu hier?« Ich gestikulierte an meiner Uniform hinab. Die schien der Mann bis gerade übersehen zu haben, denn seine Augen wurden groß.

»Ich bin Mr Kendrick und … Sie sind die neue Security-Mitarbeiterin? Die Amber empfohlen hat?« Er klang so ungläubig, dass der Papst schockiert gewesen wäre.

Ich presste die Lippen aufeinander, um mich davon abzuhalten, etwas sehr Unfreundliches zu erwidern. Diesen Blick bekam ich andauernd ab. Ich war mickrige eins sechzig groß und hatte die Figur eines zwölfjährigen Jungens, wenn man meinem letzten Date Glauben schenken konnte. Oder hatte er von meinem Haarschnitt gesprochen? Ich wusste es nicht mehr. Er hatte sehr schnell aufgehört zu reden, als ich ihm meinen Drink ins Gesicht geschüttet hatte. Kein allzu großer Verlust, wenn man mich fragte. Nach seiner Aussage, dass er Superheldenfilmen nicht allzu viel abgewinnen konnte, war das ganze Treffen ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen. Egal, unterm Strich sah ich nicht sonderlich angsteinflößend aus, was als Polizistin oftmals schwierig gewesen war. Als Frau und Mensch auch. Aber ich wusste es besser, als mich von dummen Kommentaren provozieren zu lassen.

»Die bin ich. Vielen Dank für die tolle Chance.«

»Mhm«, machte er. Aber wenigstens schien er über seine Überraschung hinweg vergessen zu haben, dass ich zu spät war. »Öhm, okay. Wissen Sie, ich teile Sie mit Rover und Amal ein. Die können helfen, falls ein paar Fans zu aufdringlich werden und Ihnen Ihre Aufgabe … ähm … zu viel wird.«

Ich verengte die Augen, zwang mich trotzdem zu einem Lächeln. »Vielen Dank, aber das wird nicht nötig sein.«

»Jaja, nur für alle Fälle«, sagte er sofort und klopfte mir auf die Schulter. Als wäre ich sein Hund. »Und hier ist Ihre Sicherheitsweste. Die ziehen Sie am besten auch noch über.«

Ich knirschte mit den Zähnen, nickte jedoch und nahm das neongelbe Monstrum entgegen. Aus Erfahrung wusste ich, dass direkte Vorgesetzte es überhaupt nicht lustig fanden, wenn man sie vor lauter Wut zu Boden rang. Also hielt ich mich zurück, ließ den sexistischen Blödsinn über mich ergehen und vermasselte es nicht. Eigentlich war es ein dankbarer Job. Ich würde mehrere Stunden am Rand eines Footballfeldes stehen, den Lions dabei zusehen, wie sie Kansas City Leafs hoffentlich in den Boden stampften, und darauf achtgeben, dass keiner der Fans das Feld stürmte, mit harten Dingen warf oder sich anderweitig wie ein Arschloch aufführte. Leichtes Geld!

»Danke schön«, murmelte ich. »Wer sind Rover und Amal?«

Rover und Amal waren, wie sich herausstellte, zwei Männer, die sich mühelos als Wand verkleiden könnten. Dafür müssten sie nur den Hut abnehmen. Ihre Oberschenkel waren so breit wie … nun, ich, und wenn ich zwischen ihnen stand, sah es vermutlich aus, als würde ein nettes Pärchen seine Tochter zum Kindergarten bringen. Aber sie waren auch sehr freundlich und schweigsam, was ich heute wirklich gut gebrauchen konnte.

Wir standen direkt am Feld, mit dem Rücken zu einer der Endzonen, den Blick auf die Ränge vor uns gerichtet. Einer der sichersten und langweiligsten Bereiche, wie mir Mr Kendrick versichert hatte. Das fand ich persönlich sehr schade, ich befand mich sonst lieber mitten im Geschehen, aber für den ersten Arbeitstag schadete etwas Ruhe wohl nicht.

Ich war nicht unbedingt ein Football-Fan, mir war Eishockey lieber, aber mein Dad und meine Brüder feierten immer ihre Geburtstage hier, deshalb kannte ich das Stadion ganz gut. Mindestens dreimal im Jahr feuerte ich also die Lions an. Doch es war ein anderes Gefühl, Teil der Menge zu sein, als direkt am Feld zu stehen. Man war den Fans geradezu ausgeliefert. Wortwörtlich von ihnen umzingelt. Sobald die Spieler auf das Feld joggten, brach die Hölle los. Jubelschreie und Buhrufe durchmischten sich, schwollen zu einem stetigen Rauschen an. Als säßen wir in einem Feld aus Zikaden.

Wie konnten die Sportler sich nur auf ihr Spiel konzentrieren? Wenn ich die ganze Zeit mit Rufen wie »Du bist eine Pussy, Rodriguez!« oder »Meine Mutter fängt einen Football besser als du, Clark!« konfrontiert würde, würde ich vermutlich wütend über den Zaun zu springen, die Tribüne hochstürmen und den Schuldigen suchen. Und das hier war ein Heimspiel! Wie sah es da erst auf fremdem Terrain aus?

»Mann, die Fans sind ja ganz schön … hingebungsvoll«, murmelte ich und ließ den Blick über die vordersten Sitzreihen schweifen, auf denen die Leute am lautesten schrien.

Amal grinste. »Jop.«

»Ist es nervig, im Stadion zu sein, aber das Spiel nicht sehen zu können?«, wollte ich wissen. »Weil ihr immer mit dem Rücken zum Feld stehen müsst?«

»Nee.« Er wechselte einen Blick mit seinem Mitstreiter. »Eigentlich ist nur eine Sache wirklich nervig, oder, Rover?«

Der brummte zustimmend.

»Und was ist das?«, hakte ich nach.

»Das da«, sagte er knapp und deutete nach links.

Verwundert wandte ich den Kopf … und sah einen nackten Mann. Das war prinzipiell nichts Ungewöhnliches. Neu war nur, dass er sich in seiner vollen Pracht über eine Bande schwang, sodass ein paar wichtige Dinge im Laufwind schlackerten.

Jetzt wusste ich zumindest, warum Frauen das schönere Geschlecht waren. Das hatte jemand festgelegt, als er einen nackten Kerl dabei beobachtet hatte, wie er mit erhobenen Händen und triumphierendem Gesichtsausdruck zwischen zwei behäbigen Security-Männern hindurchschlüpfte und auf ein Footballfeld stürmte.

»Oh, Shit«, entfuhr es mir und ich wirbelte herum. »Darum sollte sich jemand kümmern, oder?«

Amal und Rover hoben synchron die Augenbrauen.

Ungläubig lachte ich. »Es gibt fünfzig Security-Leute hier!«

»Ja, sorry, Brianna, aber du bist die Neue«, murmelte Amal.

Verwirrt sah ich ihn an. »Und …?«

Er grinste. »Der erste Flitzer gehört immer der Neuen. Das ist Gesetz bei uns.«

Mein Mund wurde trocken. »Was? Nein.«

»Oh doch. Deswegen bewegt sich keiner der anderen.«

»Aber … ich will nicht«, erwiderte ich perplex.

»Ist uns egal«, brummte Rover. »Also los, dalli, dalli.« Er schnipste erst vor meinem Gesicht herum und deutete dann aufs Feld. »Fang ihn ein, bevor er noch jemanden verletzt. Oder bist du doch nicht die Richtige für diesen Job?«

Ich öffnete den Mund und mir lag schon eine sehr unhöfliche Antwort auf der Zunge, als Ambers Stimme sich in meinen Kopf drängte: Vermassle es einfach nicht.

Fuck. Stöhnend kniff ich die Augen zusammen, bevor ich frustriert meine viel zu große Sicherheitsweste auf den Boden warf und eine Sekunde später lossprintete. Wenn ich meine Kompetenz nur dadurch beweisen konnte, einen nackten Kerl zu verfolgen und unschädlich zu machen, dann würde ich es verdammt noch mal tun! Ich hoffte nur, dass meine Familie das Spiel nicht sah … und dass der Flitzer kein Problem damit hatte, schmerzhaft zu Boden zu gehen.

Mit langen Schritten flog ich über das Grün, bis der Wind in meinen Ohren das Johlen der Menge übertönte. Ich war schon immer schnell gewesen und Mister Nackedei vor mir sehr beschäftigt damit, im Laufen den begeisterten Fans zuzuwinken. Ich hätte keine Minute gebraucht, um ihn einzuholen und zu überwältigen, müsste ich nicht all den verdutzt aussehenden Footballern ausweichen, die überall im Weg standen. Das einzig Gute war, dass das Spiel noch nicht losgegangen war und sie sich nicht bewegten. Abgesehen davon schien der Flitzer ein Ziel zu haben. Er ignorierte den Quarterback Khalil Clark ebenso wie den Wide Receiver Dean Rodriguez. Stattdessen hielt er geradewegs auf die 35-Yard-Linie zu, auf der bereits der Football für den Kickoff lag.

»Duncan, Duncan!«, schrie Nackig McNackt aus vollem Hals und rannte geradewegs auf den Kicker der Lions zu. Er hatte ihn nun fast erreicht, doch ich war ihm direkt auf den Fersen und … nein! Einfach nein. Unter meiner Aufsicht würde niemand einen der Spieler attackieren. 

Doch die Nummer 8 drehte sich um. Der Kerl hielt seinen Helm noch in der Hand und ich erkannte raspelkurze schwarze Haare, einen Holzfällerbart und ein geweitetes Paar dunkler Augen … als ich vom Boden absprang. 

WUMM.

Ich kollidierte mit dem Flitzer. Der Flitzer kollidierte mit dem Kicker. Wir alle gingen zu Boden.

Kapitel 2

Duncan

Ich wurde als Kicker nicht sonderlich oft getackelt.

Von einer Frau schon gar nicht. Und von einem nackten Mann, gefolgt von einer völlig bekleideten Frau überhaupt gar nicht! Dass ich zu Boden fiel wie eine reife Kokosnuss, lag also nur am Überraschungseffekt. Dass mir der Helm aus der Hand flog, lag an dem nackten Kerl auf mir. Doch dass er überhaupt meine Montur befleckte und sein Knie in meine Seite rammte, lag an der verdammten Frau an der Spitze unserer Menschenpyramide. Wie die beschissenste Orgie der Weltgeschichte.

»What the fuck?«, entfuhr es mir zusammen mit einem Schwall Luft, den der Aufprall auf dem Rasen aus meiner Lunge jagte.   

Normalerweise lag ich gern unter nackten Menschen – doch nicht, wenn ich mich auf dem Footballfeld befand und das Ganze auf dem Jumbotron übertragen wurde, wie ich dem lauten Lachen und Johlen meiner Kollegen, nicht zu vergessen den klatschenden Fans entnahm!

»Oh mein Gott, ich liege auf Duncan West!«, rief der Flitzer begeistert.

Das hörte ich nicht zum ersten Mal, aber nie zuvor hatte es mir absolut nicht gefallen!

»Du liegst gleich tot auf Duncan West«, knurrte ich und versuchte ihn von mir zu schieben. Doch die Last von zwei Menschen mit nur einem Arm zu stemmen, war auch für mich etwas zu viel. Abgesehen davon war der Typ nackt. Überall. Ich wollte nicht danebengreifen und …

»Ups«, erklang eine amüsierte Stimme und keine Sekunde später ließ das Gewicht auf meiner Brust nach.

Blinzelnd versuchte ich meine Orientierung wiederzufinden, als mein Blick auf die Frau fiel, die vorhin nur ein brauner Schleier in meinem äußeren Sichtfeld gewesen war.

Mir klappte die Kinnlade hinunter. Sie sollte gerade zwei erwachsene Männer getackelt haben?

Fuck, nein. Das war unmöglich.

Ruckartig sprang ich auf die Füße und verengte die Augen. Sie war winzig, reichte mir gerade mal bis zur Schulter und hatte außerdem die Statur eines Bambusrohrs. Ihre kurzen, wirren braunen Haare hingen ihr in den auffällig hellblauen Augen und sie trug die hässlichste Uniform, die ich je gesehen hatte. Kackbraun und Uringelb waren einfach keine Farben, die man tragen, geschweige denn kombinieren sollte, und Hemd und Hose waren viel zu groß für sie.

»Ups, ups«, wiederholte sie und ihre Wangen verfärbten sich rosa, bevor sie mit überraschender Kraft den nackten Mann vor mir in eine kniende Position hievte, ihr Knie in seinen Rücken drückte und seine Hände fixierte. »War es die Sache wenigstens wert?«, wollte sie von dem Flitzer wissen … und Shit, klang sie ernsthaft neugierig?

»Ja!«, hauchte er ehrfürchtig und bedachte mich mit einem glühenden Blick. »Ich liebe ihn! Duncan West ist ein Gott.«

Meine Zähne schabten übereinander und ich rieb mir mit der Hand über die Augen. Klasse. Einfach klasse.

»Mensch, Duncan!«, rief Dean Rodriguez grinsend übers Feld. »Du hättest doch was sagen können, wenn du dich nach menschlicher Nähe sehnst. Dann hätten wir uns auch liebend gern nackt auf dich geworfen!«

»Sprich für dich selbst«, brummte unser Tackle Davis.

Ich zeigte beiden den Mittelfinger, bevor ich mich wütend an die Security-Frau wandte. »Ist es nicht Ihre verdammte Aufgabe, uns Spieler vor genau so einem Scheiß zu schützen?«, blaffte ich sie an. »Anstatt selbst auf uns loszugehen?«

Die Frau hob eine Augenbraue und tastete an ihrem hässlichen Gürtel herum. »Wo sind meine Handschellen? Wieso habe ich keine Handschellen?«, fragte sie irritiert. Völlig unbeeindruckt von mir, dem nackten Typen vor ihr oder den noch immer laut klatschenden Fans, die mir wirklich auf den Sack gingen. Mein Blick flackerte zu den Jumbotrons und … jap. Wir waren alle drei auf vier verschiedenen riesigen Bildschirmen zu sehen. Fucking fantastisch. Ich hatte so das Gefühl, dass ich es heute in die Nachrichten schaffen würde. Und nicht, weil ich so gut gespielt hatte! Doch die kleine Frau mit dem Justin-Bieber-Haarschnitt ignorierte den Jumbotron, ignorierte die Fans, ignorierte mich und lächelte erleichtert, als zwei riesige Typen in der gleichen Uniform wie sie über das Feld auf uns zukamen. »Wieso haben wir keine Handschellen?«, rief sie ihnen entgegen.

»Weil wir weder von der Polizei noch vom Escortservice sind«, erwiderte der Linke.

»Aber hier, wir nehmen ihn dir ab«, brummte der andere, bevor er einen Mundwinkel hob. »Und nicht schlecht, Brianna. Hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass du West niederringen kannst.«

Sie grinste und nahm einen Kabelbinder entgegen, um die Hände des Flitzers damit zu fixieren. »Ach, er ist nicht sehr standfest.«

Bitte was?

»Hey, redet nicht so über Duncan!«, beschwerte der Flitzer sich sofort laut. »Er ist ein majestätischer Baum.«

Ja! Das, was der nackte Kerl sagte.

Die Frau – Brianna? – lachte laut. »Natürlich. Aber wir müssen dich jetzt leider aus seiner Gegenwart entfernen.«

Er seufzte und blickte verträumt zu mir. »Es war so schön mit dir, Duncan.«

Die Brünette hob den Kopf und grinste mich an. »Find ich auch.«

Ihre Kollegen schnaubten belustigt, bevor der eine dem Flitzer seine große Warnweste überstülpte, die alles Wichtige bedeckte, und ihn abführte. Ihre Winz-Kollegin wischte sich die Hände an der Hose ab, rollte kurz ihre Schultern und wandte sich dann ebenfalls zum Gehen.

»Hey«, blaffte ich sie an. »Hast du nicht was vergessen?«

Sie öffnete überrascht den Mund. »Ähm … Viel Glück beim Spiel?«

»Ich meinte eine Entschuldigung!«, erwiderte ich ungläubig.

Die Security-Lady sah ehrlich verblüfft aus. »Wieso sollte ich mich entschuldigen?«, fragte sie und legte eine Hand auf ihre Brust. »Du standest eben im Weg!«

»Was?«, fuhr ich sie an, trat abrupt einen Schritt auf sie zu und spürte, wie eine Ader an meinem Hals heftig zu pochen anfing. »Das hier ist mein Feld.«

Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um mich anzusehen. »Und es ist riesig, aber du stellst dich genau in die Schneise des Flitzers. Da kann ich wirklich nichts für.«

»Er hat meinen Namen gerufen! Er wollte offensichtlich zu mir.«

»Und du hast ihn mit offenen Armen empfangen«, sagte sie langsam. So als sei ich ein verdammter Grundschüler, dem sie das Lesen beibringen musste. »Wenn du keine intime Umarmung von ihm hättest haben wollen, hättest du nur einen Schritt zur Seite machen müssen. Ihr Footballspieler sollt doch alle so eine gute Reaktionsfähigkeit haben. Oder gilt das nur für die, die wirklich auf dem Feld herumrennen und nicht nur auf den Ball eintreten?«

Mir klappte die Kinnlade hinunter. »Ihr Security-Leute solltet Fans davon abhalten, uns anzufallen«, knurrte ich.

Sie zog eine Grimasse. »Ja, ich weiß. Aber heute ist mein erster Tag – und dafür ist es doch ganz gut gelaufen, oder?« Unbeeindruckt hob sie eine Schulter, bevor sie mir den Rücken zuwandte und übers Feld marschierte.

Mit noch immer offenem Mund starrte ich ihr hinterher. Ganz gut gelaufen? Wie zur Hölle sah ein schlechter Tag bei ihr aus?

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