Love and Hockey 3: Jack & Penny
Kapitel 1
Wenn das Leben ein Eishockeyspiel war, dann war Penelope Clark ein Puck.
Diese Tatsache war ihr bereits im zarten Alter von fünf Jahren klar geworden, als sie zum ersten Mal ungefragt von der einen Seite des Raumes zur anderen geschoben worden war, damit sie die Banker of the Year-Trophäe ihres Vaters auf den Fotos nicht verdeckte. Ihr fünfjähriges Ich hatte absolut nicht verstanden, was so wichtig an einem langweiligen Glasklotz sein sollte. Als sie am Abend also ins Arbeitszimmer ihres Dads geschlüpft war, um es herauszufinden, war ihr der Preis leider hinuntergefallen … und entzweigebrochen.
Ihr Vater hatte nur darüber gelacht und gemeint, dass er nächstes Jahr eine neue bekommen würde, doch ihre Mutter hatte sie sofort auf ihr Zimmer geschickt. Und es war nicht bei dem einen Mal geblieben. Nein, die darauffolgenden Jahre war Penny so oft auf ihr Zimmer geschickt worden, dass der Teppich vor ihrer Tür ganz abgelaufen war. Sie tropfte rote Nudelsoße auf das weiße Sofa im Salon – ab auf ihr Zimmer! Sie schubste ihren Bruder in den Teich hinterm Haus, weil er sie Doofbacke genannt hatte – ab auf ihr Zimmer. Sie sagte ihrer Mutter, dass sie auf gar keinen Fall in einem Tüllkleid debütieren würde – ab auf ihr Zimmer!
Als das nicht mehr reichte, folgte eine Benimmschule. Und noch eine. Penny schlitterte unkontrolliert durch die Pubertät und nahm wirklich jede Bande mit, die in ihrem Weg auftauchte. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie nur mit ein paar blauen Flecken und ein paar gesammelten Verweisen von Privatschulen davonkam.
Doch dieser erste Augenblick – das Foto im Arbeitszimmer ihres Vaters – lag mittlerweile zweiundzwanzig Jahre zurück. Die Benimmschulen waren nur noch eine vage Erinnerung. Und eigentlich hatte Penny geglaubt, sich langsam, aber sicher vom Puck zum Spieler hochgearbeitet zu haben. Zum Auswechselspieler zwar, aber zumindest wurde sie nicht mehr herumgeschubst. Zumindest konnte sie selbst die Richtung bestimmen, in die sie gehen wollte. Zumindest hatte sie die letzten wundervollen Jahre das Wort Eishockey kaum hören müssen …
»… sind die New York Predators einfach nicht zu stoppen!«, scholl es aus dem Fernseher an der Wand. »Heute Nacht gehört das Eis ihnen, die Boston Bisons haben keine Chance …«
Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken, stürzte ihren Whiskey hinunter und schob das leere Glas von sich. Jetzt, da sie wieder amerikanischen Boden unter den Füßen hatte, gab es kein Entkommen mehr. Und die Erinnerungen drängten auf sie ein wie die gegnerischen Forwards aufs Tor.
»Möchten Sie noch einen haben, Ma’am?«, fragte eine männliche Stimme – der Barkeeper? – und sie nickte.
»Ja, bitte.«
Eishockeyanalogien und Whiskey. Das waren die zwei Dinge, die von ihrem alten Leben noch übrig waren. Die zwei Dinge, die sie sich während ihrer Reisen der letzten Jahre nicht hatte abgewöhnen können.
Sie rieb sich über die müden Augen, während eine blecherne Durchsage daran erinnerte, sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen, und automatisch tastete sie mit ihrem Fuß nach der Tasche unter ihrem Barhocker. Da waren einige Dokumente drin, die ihr zwar Kopfschmerzen bereiteten, andere jedoch brennend interessieren würden. Doch der Jutebeutel war noch an seinem angestammten Platz. Gott sei Dank. Ihre Familie rechnete sicher damit, dass sie die Unterlagen verlor und somit bereits Chaos und Drama katastrophalen Ausmaßes lostrat, bevor sie Los Angeles überhaupt erreichte.
Seufzend öffnete sie die Augen wieder und blickte nach rechts durch die große Fensterfront. Langsam wurden die Flugzeuge an ihre Andockstelle gezogen oder glitten in Richtung Rollfeld, und plötzlich hatte sie Mitgefühl mit den Blechriesen. Sie wurden auch einfach so an einen anderen Ort beordert und mussten Folge leisten.
Ich möchte nichts hören, Penny. Du kommst nach Hause, du bist lang genug davongelaufen – und wie weit kommst du ohne mein Geld schon?
Sie verzog das Gesicht und verbannte die Stimme aus ihrem Kopf. Mit der musste sie sich erst in achtundvierzig Stunden herumschlagen. Mehr als genug Zeit also noch, sich zu betrinken und sie vorerst erfolgreich zu ignorieren.
Langsam ließ sie den Nacken kreisen, der vom vielen Sitzen ganz angespannt war, während sie die Menschen beobachtete, die mit ihren Rollkoffern und Handys am Ohr an ihr vorbeihetzten. Das Flughafenpersonal auf der Suche nach dem Gate. Aufgeregte Kinder, die an ihrer Duty-Free-Schokolade knabberten. Geschäftsmänner in Anzug, den Laptop auf dem Schoß. Senioren, die trotz Minusgeraden und vereisten Fensterscheiben Hawaiihemden trugen. Wahrscheinlich auf den Weg zum Namensgeber ihres Kleidungsstücks.
Das geschäftige Treiben um Penelope herum war ihr genauso vertraut wie fremd. Sie hatte allmählich das Gefühl, die Hälfte ihres Lebens an einem Flughafen verbracht zu haben. Obwohl das in bloßen Zahlen natürlich nicht stimmte. Sie hatte in den letzten fünf Jahren dreizehn verschiedene Länder besucht, sechsundzwanzig unterschiedliche Flughäfen von innen gesehen, in denen sie durchschnittlich drei Stunden verbracht hatte. Das waren 156 Stunden, also nicht einmal 7 Tage und somit nur etwa 0,4 Prozent der letzten fünf Jahre. Im Kontext ihres gesamten Lebens kaum der Rede wert.
Penny wusste, dass knallharte Zahlen das Einzige waren, worauf man sich immer verlassen konnte. Das Gefühl hatte also keine wirkliche Daseinsberechtigung. Die Müdigkeit in ihren Knochen und die Wattewolken in ihrem Kopf jedoch schon.
Ein Stechen setzte in ihren Schläfen ein und sie schloss erneut die Augen. Gott, wenn sie schon Kopfschmerzen vom Rechnen bekam, war ihr Körper wirklich und wahrhaftig erledigt. Es wunderte sie nicht. Sie hatte einen Elf-Stunden-Flug von Buenos Aires und einen fünfstündigen Aufenthalt in New York hinter sich, bevor es gleich weiter in ihre Heimatstadt Los Angeles gehen würde.
Normalerweise wäre sie direkt von Argentinien in die Stadt der Engel geflogen, doch der Professor der NYU, in dessen Auftrag sie die letzten Jahre gearbeitet hatte, war absolut paranoid und traute dem Internet nicht. Weshalb er ihre Forschungsergebnisse persönlich und in Papierform überbracht haben wollte. Penny war übermüdet, gejetlagged, besorgt um das, was vor ihr lag, und als wäre das nicht schon genug, litt sie unter minimaler Flugangst. Okay, das war gelogen. Es war äußerst präsente Flugangst. Was absurd war, wenn man bedachte, wie oft sie sich schon zehntausende Meter über der Erde befunden hatte. Aber manche Dinge konnten auch Whiskey und Eishockeyanalogien nicht heilen. Obwohl Ersteres half.
Angetrieben von diesem Gedanken atmete sie tief durch, tastete nach ihrem Glas, setzte es an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck …
»Das ist mein Drink.«
Penny zuckte zusammen und hustete die Flüssigkeit erschrocken zurück ins Glas. »Was?« Sie wandte sich abrupt auf dem Barhocker um und sah geradewegs in ein Paar grüner Augen. Es saß in einem kantigen Gesicht und gehörte einem blonden Mann in Jeans und Kapuzenpullover. Zum Glück hatte sie den Whiskey bereits ausgespuckt, denn sonst hätte sie sich jetzt mit Sicherheit daran verschluckt.
Heilige Scheiße, er war beängstigend attraktiv. Sein Gesicht war nicht traditionell schön. Dafür waren seine Lippen zu voll, seine Haare eine Spur zu lang und seine Augen standen einen Tick zu weit auseinander. Aber das Gesamtpaket …
»Das ist mein Drink«, wiederholte der Kerl amüsiert und deutete auf das Glas in ihren Händen.
Perplex glitt ihr Blick zur Bar vor ihr – und er hatte recht. Sie hatte zum falschen Glas gegriffen.
»Shit, sorry«, entfuhr es ihr und ihre Wangen fingen Feuer. »Ähm … hier.« Sie stellte den Drink ab und schob ihn hastig über den Tresen in seine Richtung.
Der Kerl starrte sie einige Sekunden lang mit offenem Mund an – dann fing er an zu lachen.
»Oh Gott.« Sie legte sich die Hand über die Augen, auch wenn ihre eigenen Mundwinkel zuckten. »Ich hab reingespuckt.«
»Ziemlich enthusiastisch, ja.«
»Mist.« Sie rieb sich übers Gesicht. »Tut mir leid. Ich bin etwas neben der Spur. Normalerweise huste ich nicht in fremde Drinks.«
»Ich bin sicher, das freut Menschen auf der ganzen Welt.«
Jetzt lachte sie doch. »Das sollte es. Und ich kaufe Ihnen natürlich einen neuen. Nein, wissen Sie was? Nehmen Sie meinen. Der schmeckt ohnehin besser als das Gesöff, das Sie bestellt haben. Sie …« … brach ab. Ach du liebe Güte. Was war da gerade aus ihrem Mund gekommen? Sie stöhnte innerlich und biss sich auf die Zunge. »Also nicht, dass dieser Drink schrecklich wäre«, versuchte sie sich zu retten und hob das Glas, in dem sie gerade ihre DNA hinterlassen hatte. »Aber …« Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich bin zu müde zum Lügen. Er schmeckt schrecklich! Sie haben wirklich keine Ahnung von Whiskey. Meiner ist besser.« Sie nickte fest und reichte ihm das Glas, das für sie bestimmt war.
Das Grinsen des Mannes wurde breiter. »Ist das Ihre Art, sich zu entschuldigen?«
»Nein, das ist meine Art, Ihren schrecklichen Whiskey durch einen besseren zu ersetzen«, erwiderte sie kleinlaut. »Probieren Sie.«
Ihr Gegenüber seufzte, tat ihr jedoch den Gefallen und nahm einen Schluck ihres Getränks. Stirnrunzelnd neigte er den Kopf.
»Mhm«, machte er, bevor er leiser hinzufügte: »Ich würde gern sagen, dass Sie recht haben, aber ich kann seit einem Unfall leider nicht mehr schmecken.«
Schockiert glitt ihr das Lächeln vom Gesicht. »Oh Gott. Das tut mir leid, ich …«
Er grinste breit.
Sie brach ab. »Sie verarschen mich.«
»Jup«, stimmte er zu. »Wollte, dass Sie sich genauso unwohl fühlen wie ich gerade, als ich nicht wusste, ob es unhöflich wäre, den Spuckedrink zu verschmähen.«
Lachend rieb sie sich über die Stirn. »Nun, das ist Ihnen geglückt. Aber was ist denn jetzt mit dem Whiskey?«
»Sehr viel leckerer.«
»Sag ich doch.« Zufrieden mit sich selbst nickte sie. »Na dann. Auf guten und schlechten Whiskey«, meinte sie, stieß mit ihm an und trank erneut aus dem fremden Glas.
»Sie trinken das Zeug noch?«, fragte ihr Gegenüber verwundert.
»Natürlich trinke ich es noch! Es ist meine eigene Spucke und alles andere wäre Verschwendung und … ach so, Moment, haben Sie schon daraus getrunken?«
Er nickte.
Sie verengte die Augen, dachte kurz darüber nach und zuckte dann die Schultern. »Was soll es! Die Bakterien haben ihren Weg schon in meinen Mund gefunden, es wird mich nicht umbringen.«
Sie hatte in Südamerika viel Schlimmeres zu sich genommen … und sie hasste Essensverschwendung mehr als die ungebetenen Eishockeyanalogien in ihrem Kopf. Also stürzte sie den Drink hinunter.
»Sie sind geübt im Trinken, was?«, bemerkte der Fremde beeindruckt.
»Nein, überhaupt nicht«, gab sie zu. »Ich werde innerhalb der nächsten zehn Minuten hart angetrunken sein und dann hoffentlich vergessen, dass Menschen eigentlich nicht fürs Fliegen gemacht sind.«
»Fliegen ist super sicher«, sagte er überraschend sanft. »Es ist …«
»Jaja, ich weiß«, unterbrach sie ihn und winkte ab. »Die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugsabsturzes liegt zurzeit bei 1 zu 16.042.000. Mehr Menschen werden von Eseln getötet als von Flugzeugen! Die Wahrscheinlichkeit eines Autounfalls liegt viel höher, bei 1 zu 12.400. Die, von einem Getränkeautomaten erschlagen zu werden, bei 1 zu 112.000. Von Motorrädern möchte ich gar nicht erst anfangen. Und wussten Sie, dass es fünfmal wahrscheinlicher ist, von einem Stuhl getötet zu werden als durch einen Haiangriff?« Sie holte tief Luft. »Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einem Flugzeugstart trotzdem nervös bin, liegt bei 1 zu 1.«
Die Augenbrauen des Mannes fuhren in die Höhe und einige Sekunden lang blinzelte er sie nur perplex an.
Sie seufzte und starrte in ihr leeres Glas. Diesen Blick war sie gewöhnt. Sie kannte ihn, seit sie mit sieben den Hummer zum Geburtstag ihrer Mutter vor einem sicheren Tod im Kochtopf bewahrt … und zwei Wochen lang in einer Wanne unter ihrem Bett gehalten hatte. Bis ein schockiertes Zimmermädchen schließlich wortwörtlich über ihn gestolpert war. Viele bezeichneten sie seitdem als merkwürdig, doch sie zog das Wort individuell vor. »Ich mag Zahlen und fange an zu faseln, wenn ich angeschickert oder müde bin«, erklärte sie leise. »Ich bin beides, also machen Sie sich auf etwas gefasst.«
Der Mann lachte. Ein tiefes, warmes Lachen, das ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ und ihren Magen in Aufruhr versetzte. »Die Wahrscheinlichkeit, von einem Getränkeautomaten erschlagen zu werden, liegt bei 1 zu 112.000?«, wiederholte er und verzog das Gesicht. »Mann, das ist hart. Genauso hart wie ein Getränkeautomat, würde ich sagen.«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Jup«, meinte sie, nickte und rieb sich erneut mit Mittelfinger und Daumen über die Augen. »Und ich hatte kurz Angst, dass Sie so etwas Schreckliches sagen wie: Genauso hart wie meine Faust.«
»Um Gottes willen, nein.« Er winkte ab. »Meine Faust ist viel härter.«
Sie schnaubte belustigt und wieder lächelte der heiße Kerl. Ein Grübchen erschien in seiner glatten, rechten Wange … und sie gähnte.
Unfassbar. Sie war sogar zu müde, um die allgemeine Hotness dieses freundlichen Fremden wertschätzen zu können. Und sie hielt sich noch nicht einmal die Hand vor den Mund. Ihre Mutter wäre schockiert! »Sorry«, meinte sie kopfschüttelnd und hob hastig die Finger an die Lippen. »Meine Manieren lassen heute wirklich zu wünschen übrig. Ich weiß, es ist erst sechs, aber ich bin seit zweiunddreißig Stunden wach und habe schon einen elendig langen Flug hinter mir. Mein Gehirn funktioniert nicht mehr. Und dabei muss ich gleich noch nach L.A.«
»Mhm«, machte ihr neuer Bekannter und legte seinen Boardingpass auf die Theke. »Was sagt man dazu, ich auch.«
Sie blinzelte … und aus irgendeinem Grund zog sich ihr Magen bei der Erkenntnis, dass er denselben Flug nahm, freudig zusammen. »Ich frag mich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist«, murmelte sie.
»Sehr hoch«, bemerkte der Fremde grinsend und deutete über ihre Schulter. »Das dazugehörige Gate liegt genau da.«
Sie lachte. »Okay, wohl wahr.«
Der Kerl nickte amüsiert, nippte erneut am guten Whiskey und ließ dann den Blick an ihr hinunterwandern. Nicht auf eine aufdringliche Art und Weise. Eher eine … neugierige. Charmante. Sein Blick war ein Kompliment. Und Penny bekam das Gefühl, dass er seit Jahrzehnten übte, um genauso gucken zu können. Nicht schmierig. Aber so, dass sich Frauen in seiner Gegenwart wunderschön fühlten – obwohl sie ungeschminkt, mit wilden Haaren, Ketchup-Flecken auf der hellen Leinenhose und müllreifen Sandalen vor ihm saßen. Pennys einzige noch intaktes Kleidungsstück war die grellrote Winterjacke, auf der sie saß.
»Also, woher kommst du gerade?«, wollte er wissen. »Wieso geht’s nach L.A. und wie heißt du? Damit ich dich im Kopf nicht weiter die spuckende Whiskeydiebin nennen muss.«
Lachend legte sie den Kopf in den Nacken. »Du hast mich überrascht. Ich wäre erstickt, wenn ich den Whiskey nicht wieder ausgehustet hätte. Und ich bin …« Sie stockte.
Sie war kurz davor gewesen, ihren ganzen Namen zu sagen. Weil es ihr vor Jahrzehnten so beigebracht worden war. Wie automatisch hallte die Stimme ihrer Mutter im Kopf nach: Keine falsche Bescheidenheit, Penelope. Jeder sollte sofort wissen, welcher Familie du angehörst und wie er dich am besten googeln kann!
Das Problem war, dass ihr Name nach dem Debakel vor ein paar Jahren nicht unbekannt war und fast ausschließlich jeder Amerikaner fragte, ob sie die Penelope Clark oder zumindest verschwägert oder verwandt mit Darron Clark, dem Geschäftsmann und Multimillionär, sei. Da sie eine furchtbare Lügnerin war und als seine Tochter schlecht mit Nein antworten konnte, folgten auf ihr Geständnis meist Hunderte Nachfragen. Und die Eröffnung, dass sie nach L.A. flog, weil ihr möglicherweise bald eine Eishockeymannschaft gehören würde, nahm ihr Gegenüber bestimmt auch nicht einfach wortlos hin.
Also reichte sie ihm die Hand und sagte: »Ich bin Penny. Muss wegen der Familie nach L.A. und komme wegen der Arbeit aus Buenos Aires.«
Der Mann ergriff sie – seine Hände waren überraschend rau und groß, als würde er viel mit ihnen arbeiten, obwohl sie ihm glatt einen Bürojob angehängt hätte – und bemerkte amüsiert: »Da war eine sehr lange Pause zwischen Ich bin und deinem Namen.«
Sie zog eine Grimasse. »Ich weiß.«
»Ist er trotzdem echt? Oder hast du mich gerade mit dem Drink unter Drogen gesetzt und ich wache in drei Stunden ohne Kleidung und Portemonnaie auf?«
Sie lachte. »Das mit der Kleidung ist sehr verlockend – ich hab schon seit Ewigkeiten keinen nackten Mann mehr gesehen und ich glaube, bei dir würde es sich lohnen, wieder damit anzufangen.« Vielsagend blickte sie an ihm hinab. »Aber dein Portemonnaie würde ich dir lassen. Das brauche ich nicht.«
Er grinste. »So, so. Du bist also Single.«
Ihre Wangen wurden heiß. »Was?«
»Du hast seit Ewigkeiten keinen Mann mehr nackt gesehen.«
Oh. »Na, vielleicht bin ich nur an Frauen interessiert. Oder stecke in einer glücklichen Beziehung, die intellektuell so befriedigend ist, dass jeglicher Körperkontakt unwichtig erscheint.«
Er beugte sich zu ihr vor, sodass sein Geruch nach Pinienwald und Whiskey sie einhüllte, bevor er raunte: »Das glaube ich nicht. So etwas sagt man nur, wenn man schon lange keinen Körperkontakt mehr hatte. Also, heißt du wirklich Penny? Oder flirte ich gerade eigentlich mit Roswitha? Oder Candy-Blue?«
Wieder lachte sie, während in ihrer Brust ein erwartungsvolles Kribbeln einsetzte. Er flirtete mit ihr? Das war es, worauf sich ihr Kopf automatisch konzentrierte. Obwohl viel wichtiger war, dass er sofort verstanden hatte, dass sie ihm etwas vorenthielt, und seit Ewigkeiten nur noch eine Beziehung mit einem batteriebetriebenen Freund führte.
Mist. Der Typ war sehr aufmerksam und charmant. Das war schlecht. Denn sie würde ziemlich sicher bald in der Zeitung stehen. Ihr Gesicht würde das Internet pflastern und da er in L.A. wohnte, würde er es sehen und … ach, sie wollte einfach noch für ein paar Stunden sie selbst sein. Ohne daran zu denken, bald wieder Erwartungen erfüllen zu müssen, an die sie noch keinen einzigen Tag in ihrem Leben herangereicht hatte. Zumindest wenn man ihre Eltern fragte.
»Ich bin wirklich Penny«, murmelte sie. »Penelope, wenn du es genau wissen willst, aber niemand nennt mich so. Allerdings … pass auf.« Sie kratzte sich nachdenklich das Kinn. »Also, ich weiß es zu schätzen, dass du höflich genug bist, nachzufragen, aber ich hab einen Vorschlag. Wir werden hier noch eine halbe Stunde sitzen und dann ins selbe Flugzeug steigen. Du bist witzig und sympathisch.« Und heiß. »Und ich würde gern noch weiter mit dir reden. Aber könnten wir uns einfach keinen Nachnamen geben und nicht über das sprechen, was wir hier tun und was wir getan haben und wer wir wirklich sind und warum wir nach L.A. fliegen? Ich lüge nicht gern. Aber erzählen möchte ich es auch nicht. Also lass uns doch einfach eine nette fremde Bekanntschaft sein, die über Gott und die Welt, aber nicht über Familie und Arbeit redet? Anonym und doch ehrlich? Was meinst du? Du kannst mich wachhalten, bis wir im Flugzeug sind – und ich dich mit weiteren Todesstatistiken unterhalten oder dir erklären, welchen Whiskey du als nächstes bestellen solltest.« Hoffnungsvoll hob sie einen Mundwinkel. Denn möglicherweise war dieser Kerl genau das, was sie gerade brauchte.
Ablenkung.
Kapitel 2
Das ist womöglich die beste Idee, die jemals jemand gehabt hat,ging es Jack West durch den Kopf und sofort entspannte er sich merklich.
Wenn jemand wusste, wie befreiend Anonymität sein konnte, dann er! Er war die letzten Tage circa drei Dutzend Mal von völlig fremden Leuten lauthals als Verräter beschimpft und einmal mit einem Ei beworfen worden. Acht Jahre hatte er für die New York Predators gespielt, doch seit er nach L.A. gewechselt war, hatten seine ehemaligen Fans nicht mehr viel Liebe für ihn übrig.
Sein Gegenüber schien jedoch Gott sei Dank keine Ahnung von Eishockey zu haben, sonst hätte sie ihn erkannt. Aber wenn sie erfuhr, dass er professionell spielte, würde sie ihn womöglich noch mit Fragen bombardieren und anfangen, sich merkwürdig zu verhalten – was viele Menschen, insbesondere Frauen, in seiner Gegenwart nun einmal taten! – und ihm gefiel der Gedanke, einfach nur er selbst zu sein. Jack.
Nicht Jack »The Saint« West. Jack »Der Verräter« West. Oder aber auch Jack »der heiße reiche Typ, mit dem ich gern schlafen würde, um es meinen Freundinnen zu erzählen« West.
Penny schien nicht oberflächlich, da sie ungeschminkt und eher der natürliche Typ war, aber man wusste nie, was für ein Mensch sich hinter seiner Fassade versteckte. Wenn er eines in den letzten Jahren gelernt hatte, dann, dass er nur einer Handvoll Menschen vertrauen konnte. Doch wenn Penny nicht wusste, wer er war, und es auch gar nicht wissen wollte, hatte er eine Sorge weniger.
Denn wie es der Zufall so wollte, fand er sie ebenfalls witzig und sympathisch – und heiß, wenn er das anmerken durfte. Was vor allem an ihrer selbstbewussten Ich weiß, wer ich bin, und stehe dazu-Art lag. Jack flirtete gern. Während der Saison nahm er zwar nie jemanden mit nach Hause, denn Beziehungen, Affären oder einfach nur legerer Sex lenkten ihn zu sehr von seinem Spiel ab, aber Flirten war okay. Sich weiter mit ihr über Tod durch Getränkeautomaten zu unterhalten, war außerdem sehr viel besser, als schweigend und allein hier zu sitzen und sich Gedanken um die letzten, unfassbar anstrengenden Tage zu machen.
Ihm war klar, dass die meisten Menschen Weihnachten mochten. Doch für ihn hatte es innerhalb der letzten zwölf Jahre an Glanz verloren und nichts als Einsamkeit bedeutet. Dieses Jahr hätte anders sein sollen. Denn er hatte seine Familie wieder, auch wenn die Beziehung zu seinem Bruder und seiner Schwester noch etwas holprig war. Und dann hatte er vor ein paar Wochen einen Anruf erhalten, den er nicht hatte ignorieren können und … fuck, jetzt dachte er ja doch darüber nach.
»Das klingt fantastisch!«, sagte er laut, um seine eigenen Gedanken zu übertönen. »Ich bin Jack und ich habe überhaupt keine Lust, über Arbeit oder Familie zu reden.«
»Wunderbar.« Erleichtert ließ Penny die Schultern sinken. »Dann sind wir uns doch schon mal einig. Also, worüber reden wir?« Erwartungsvoll hob sie die Augenbrauen.
Doch Jacks Kopf war leer. Worüber sprach man, wenn Eishockey als Thema nicht erlaubt war? Er neigte den Kopf und runzelte die Stirn, ließ den Blick zum Fenster schweifen …
»Wage es nicht, mit mir übers Wetter zu sprechen!«, sagte sie gespielt warnend.
Seine Mundwinkel zuckten. Genau das hatte er tun wollen. »Das … ist der Vorführeffekt. Es ist schwierig, etwas über sich selbst zu erzählen, ohne etwas von seiner Familie und Arbeit preiszugeben.«
»Ah, ich weiß nicht.« Penny zuckte die Schultern. »Ich meine, du hast schon in Erfahrung gebracht, dass ich Single bin, Flugangst habe, Zahlen und Statistiken mag und mich mit Whiskey auskenne.« Sie runzelte die Stirn. »Gott, ich rede wirklich zu viel, wenn ich müde bin – und oh, ja, das weißt du auch! So wie ich das sehe, bist du jetzt erst einmal damit dran, ein paar unnütze Infos über dich loszuwerden.«
Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Ihre Aufzählung war hübsch gewesen, doch deckte bei Weitem nicht alles ab, was er über sie wusste. Denn ihr Gesicht, ihre Kleidung, die Art, wie sie das Getränk im Glas schwenkte, all das sagte unfassbar viel über sie aus. Allem voran, dass sie ein einziger Widerspruch war. Was sie so verdammt faszinierend machte.
Penny sah nicht aus, als würde sie sich mit Whiskey auskennen. Viel eher hätte er ihr zugetraut, dass sie wusste, wie man eine Voodoo-Puppe herstellte. Oder einen Pfeil mit Gift präparierte. Sie hatte kurze, braune Haare. Praktisch, nicht wirklich modisch geschnitten. Etliche Armbänder aus Stoff und Holz zierten ihr rechtes Handgelenk, ihre Ohren waren mehrfach gepierct und sie trug ein Ensemble, das zu einer Safari in Afrika passte, aber nicht zum New Yorker Flughafen. Alles an ihr schrie pragmatisch und praktisch. Normalerweise hätte ihn das abgeschreckt. Er hätte sie auf den ersten Blick als Lifestyle-Tante abgestempelt, die an Chakra und die heilende Kraft des Regens bei Vollmond glaubte. Denn da waren nun einmal ihre kaputten Sandalen und an ihrem Hals der kleine Anhänger mit einem dieser Steine, die ihre Farbe je nach Stimmung veränderten.
Doch dann hatte sie in seinen Drink gespuckt und angefangen zu lachen und zu reden und … Wie konnte man immer wieder vergessen, dass man Menschen nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen sollte?
Penny gähnte laut, was ein Kommentar dazu sein könnte, dass er sie seit sicherlich drei Minuten ungeniert anstarrte und immer noch nicht ihre Fragen beantwortet hatte – oder einfach der Tatsache geschuldet war, dass sie wirklich müde war. Jack neigte dazu, Letzteres zu glauben. Ebenso, wie die kleinen Falten um Augen und Mund versprachen, dass sie viel lachte, und ihr intelligenter Blick verriet, dass sie ihr Gehirn gern benutzte.
Alles sehr anziehende Charaktereigenschaften bei Frauen. Ihm war klar, dass ihm die Hälfte seines Teams widersprechen würde, aber die Hälfte seines Teams war auch noch keine dreiundzwanzig und somit quasi eine Horde notgeiler Teenager, die keine Ahnung von nichts hatten.
»Jack, bist du noch da? Oder war doch was im Drink?«, wollte Penny wissen und lächelte breit. »Du schuldest mir noch Antworten. Bist du Single? Hast du Flugangst? Was magst du und womit kennst du dich aus?«
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Mir gefällt, wie du möglichst beiläufig nach meinem Beziehungsstatus fragst.«
»Möglichst beiläufig?« Gespielt betroffen legte sie sich eine Hand auf die Brust. »Ich habe mir so viel Mühe dabei gegeben, offensichtlich zu sein. Aber na ja, du hast bereits angefangen mit mir zu flirten, es erschien mir wie der nächste logische Schritt.«
Nein, sobald eine Unterhaltung in diese Richtung glitt, war sein nächster logischer Schritt eigentlich immer, sie sofort zu beenden. Aber das hier war harmlos! Flirten, das nirgendwo hinführen würde.
»Ja, ich bin Single. Ich habe keine Flugangst, was sehr gut ist, da ich in manchen Wochen gefühlt mehr in der Luft bin als auf dem Boden, und was ich mag und womit ich mich auskenne …« Hockey und Geheimnisse bewahren. Das war das Erste und Letzte, was ihm in den Kopf sprang. Natürlich war es das! Denn er atmete Eishockey, seit er acht Jahre alt war, und seine Vergangenheit war eine Truhe mit fünf Schlössern.
Doch das waren sein Job und seine Familie. Somit tabu. Also musste er zum ersten Mal seit Ewigkeiten über das Eis hinausdenken. Und es kostete ihn erbärmlich viel Zeit, auf etwas anderes zu kommen. Weil sein Leben nun einmal Hockey war! Aber nicht ausschließlich. Oder? Nein. Nicht ausschließlich.
»Ich mag Gemüse«, sagte er schließlich langsam.
Penny sah ihn an, als hätte er soeben verkündet, er sei Terrorist.
Er grinste. »Jaja. Ich weiß, das klingt komisch. Aber selbst als Kind mochte ich schon Gemüse! Unfassbar gern. Hab mich nie darüber beschwert.« Wahrscheinlich, weil er zu der Zeit, als er noch bei seinem Vater gewohnt hatte, fast nie welches bekommen hatte … und neidisch auf die Kinder gewesen war, die von ihren Eltern dazu gezwungen wurden, es zu essen.
Er räusperte sich und blinzelte die Erinnerungen weg, die in den letzten Monaten immer näher an die Oberfläche gedrungen waren. »Ich hasse Casinos und ich kann Schlösser knacken. Ziemlich gut sogar, wenn ich so bescheiden sein darf.«
»Ah, ein krimineller Brokkolifan also«, sagte Penny mit ernstem Gesicht. »Und ich dachte schon, ich lerne nie einen von denen kennen.«
Er grinste. »Nun, jetzt tust du es.«
»Ich fühle mich geehrt. Was ist deine beste Eigenschaft?«, fragte sie weiter.
Tore schießen zu können. Doch wieder schluckte er die Worte herunter. Sie wollte nichts von seiner Arbeit wissen. Nichts von seinem Eishockey-Ich. Also suchte er nach dem anderen Ich, das er so selten benutzte.
»Ich glaube, es ist gut, dass ich sehr … kontrolliert bin?«, überlegte er langsam. Denn wenn er es nicht wäre, säße er mit Sicherheit seit zehn Jahren im Knast. Und könnte während der Saison definitiv nicht enthaltsam leben. »Ich erhebe sehr selten meine Stimme. Und ich werde kaum wütend. Angepisst, ja. Richtig wütend? Fast nie. Seit Jahren eigentlich nicht mehr.«
Nachdenklich musterte sie ihn. »Würdest du dich selbst eher als natürlich ruhig und gelassen bezeichnen, oder ist das hartes Training? Und wenn es hartes Training ist … ist die Gelassenheit dann mittlerweile zu deiner Identität geworden oder immer noch anstrengend, umzusetzen?«
Er lachte heiser auf.
Sie lächelte verlegen. »Sorry. Ich bin es gewohnt, Fragen zu stellen. Und ich mag die langweiligen nicht.«
Er lachte nicht deshalb.
Er lachte, weil er schon unendlich viele Interviews geführt – und kein Reporter auch nur vernünftig an seiner Oberfläche gekratzt hatte. Während Penny innerhalb weniger Minuten direkt in sein Innerstes vordringen wollte.
Noch niemand hatte ihm eine solche Frage gestellt. Kein Reporter, kein Freund, keine Frau. Denn normalerweise fragten seine Dates ihn … nun, nach seinem Leben als Eishockey-Profi. Oder ob er sein Shirt ausziehen könnte. »Frag so viel du willst«, meinte er und winkte ab. »Es sind nur keine leichten Fragen.«
»Niemand will die Antworten auf leichte Fragen hören«, murmelte sie und schnalzte mit der Zunge.
Er stieß einen Schwall Luft aus, nahm einen weiteren Schluck Whiskey und meinte dann: »Ich glaube, es ist beides. Es ist Teil meiner Identität geworden, aber immer noch anstrengend. Die Sache ist nur die: Ich war als Kind und Jugendlicher so furchtbar oft zornig, dass ich irgendwann dachte … es ist genug. Entweder ich sterbe mit dreißig an einem Herzinfarkt oder ich lasse die Wut los.«
Nachdenklich neigte sie den Kopf, nickte jedoch. »Wie alt bist du jetzt?«
»Dreißig.«
»Scheint geklappt zu haben.«
»Warten wir mal die einunddreißig ab.«
Sie lächelte breit … und ihr Lächeln traf ihn wie eine Faust im Magen. Es war so verdammt ehrlich. Natürlich. Und warm. Wie konnte jemand so furchtbar großzügig und frei mit seinem Lächeln umgehen?
»Ich werde oft wütend«, murmelte sie. »Aber meistens auf mich selbst oder die Welt. Nicht auf andere.«
»Warum wirst du wütend auf dich selbst?«
»Weil es mir sehr leichtfällt, Fehler zu akzeptieren – solange ich sie nicht selbst mache. Und ich besser darin sein sollte. Ich habe schließlich schon so viel Übung.« Sie gab ein selbstironisches Lachen von sich.
»Und warum bist du wütend auf die Welt?«
»Weil sie ein besserer Ort sein sollte, als sie ist.« Sie sagte die Worte so sachlich, dass niemand sich getraut hätte, ihr zu widersprechen. »Okay, ich weiß jetzt, was du gut kannst – dich zusammenreißen. Aber was kannst du richtig schlecht?«
Da musste er keine zwei Sekunden drüber nachdenken. »Oh, ich bin ein furchtbarer Koch.«
»Definiere furchtbar.«
»Ich hab schon diverse Toaster abgefackelt und Teekochen ist eine Herausforderung für mich. Obwohl ich meinen Ofen regelmäßig benutze – um Chipstüten zu lagern.«
Penny legte den Kopf in den Nacken und lachte. Laut. So laut, dass einige sich nach ihr umsahen. Doch ihr war das anscheinend egal. »Oh Mann.«
»Japp. Worin bist du schlecht?«
»Meine Klappe zu halten?«, bot sie ihm an.
Er schüttelte den Kopf. »Das ist nichts Schlechtes.«
»Oh, ich kenne eine Menge Leute, die dir widersprechen würden, aber okay. Ähm, ich bin – oh, ich weiß.« Er hatte einen Menschen noch nie so begeistert darüber gesehen, dass ihm etwas eingefallen war, worin er versagte. »Ich bin schlecht darin, Dinge zu Ende zu bringen. Ich breche links und rechts Bücher ab. Kann ungefähr fünf verschiedene Instrumente, aber alle nur ein bisschen. Denke meine Sätze nur zur Hälfte durch und sage deswegen oft das Falsche. Und ich bin furchtbar schlecht im Lügen. Wenn ich etwas sage, was auch nur eine Abzweigung von der Straße der Wahrheit nimmt, fange ich an zu husten, als würde ich an den Worten ersticken. Und dann wird mein Gesicht rot und mein Mund trocken, sodass ich mir andauernd über die Lippen lecke und Leute den Krankenwagen rufen, weil offensichtlich etwas nicht mit mir stimmt.«
Wie automatisch wanderte sein Blick zu ihren Lippen. Sie war selbst schuld, sie hatte das Wort benutzt. Und Mann, er würde sie gern lügen sehen. Nur um zu beobachten, wie ihre Zungenspitze über ihre Unterlippe fuhr.
Gott sei Dank klingelte in diesem Moment Pennys Handy, sodass Jack aus seiner Trance gerissen wurde. Sie zog das Telefon aus der Tasche ihrer Leinenhose, schielte darauf und seufzte. Jack hatte automatisch auf den Bildschirm geblickt. Bro leuchtete darauf auf.
»Sorry, ich muss da kurz rangehen«, murmelte sie, stand vom Barhocker auf und entfernte sich ein paar Schritte. Vermutlich, da es sich um Familie handelte und sie ihre Abmachung nicht brechen wollte.
Jack hätte seinen Whiskey trinken, sich zurücklehnen und nicht für das Telefonat interessieren sollen. Aber laut sämtlicher Vertrauenslehrer seiner High School hätte er sich auch einen richtigen Job suchen und nicht dem Traum hinterherjagen sollen, professioneller Hockeyspieler zu werden. Also …
»… nicht dein Ernst! Natürlich bin ich am Flughafen. Wo sollte ich sonst sein? Ihr habt mir alle nicht wirklich eine Wahl gelassen, oder? Also ja, ich bin unterwegs! … war okay. Sehr lang. Sehr hoch … Ja, ich weiß, dass alle Flüge hoch sind, das macht es aber nicht weniger angsteinflößend!« Sie verdrehte die Augen und fuhr sich durch die Haare, bis sie im nächsten Moment lächelte. »Hast du wirklich? Den Schlüssel darfst du aber ab morgen nicht mehr benutzen. Aber danke. Mensch, wenn all die Leute wüssten, dass du kein eiskalter Geschäftsmann, sondern eigentlich ein Teddybär bist …« Sie lachte. »Jaja. Das bleibt mein Geheimnis …«
Jack runzelte die Stirn. Wenn er richtig gelesen hatte, sprach sie mit ihrem Bruder. Und wie es sich anhörte, standen sie sich nah. Automatisch setzte sich ein kleiner grüner Knoten in Jacks Brust fest. Sie schien diese leichte, sorglose Beziehung zu ihrem Bruder zu haben, die auch Anna und Dax hatten. Die er vermasselt hatte und jetzt wieder neu aufbauen musste. Er war nicht mehr am Anfang, doch noch meilenweit davon entfernt, wieder einfach nur ihr Bruder und nicht ihr Feind zu sein. Und er hasste es. So sehr, wie er es hasste, dass ihm sein erstes Weihnachtsfest mit ihnen nach zwölf Jahren genommen worden war.
»Können wir da morgen früh drüber sprechen?«, fuhr Penny fort und gähnte. »Ich bin einfach nur fertig. Ich brauche Schlaf und Kaffee, und dann kann ich mit dir in den Krieg ziehen.« Sie nickte, bevor sie sich verabschiedete, auflegte und sich wieder zu ihm umwandte.
Hastig konzentrierte er sich wieder auf das Whiskeyglas in seinen Händen. Es brannte ihm auf der Zunge, zu fragen, was für einen Krieg sie führen musste und wer ihr keine Wahl bei was gelassen hatte. Doch jede dieser Fragen würde ihre Abmachung brechen, deswegen ließ er es. Stattdessen sah er zu ihr auf und fragte lächelnd: »Also: Hund oder Katze?«
Es war merkwürdig, über wie viele Themen man reden konnte, die absolut nichts mit Eishockey zu tun hatten. Bis vor einer Stunde noch hätte Jack behauptet, dass es ihm sehr schwerfallen würde, mit jemand Wildfremdem zu reden und nicht innerhalb einer Viertelstunde auf Hockey zu sprechen zu kommen. Aber offenbar galt das nur für Wildfremde, denen es erlaubt war, ihn nach seiner Arbeit oder Familie zu fragen.
Sie sprachen über die Waffenpolitik in den USA. Über ihre Lieblingstiere. Ob Pudding mit Haut besser war als ohne. Was sie träumten und was ihre erste Kindheitserinnerung gewesen war. Nach zwanzig Minuten hatte Jack das Gefühl, gleichzeitig alles und nichts über diese Frau zu wissen.
Er wusste, dass sich eine Gänsehaut ihren Nacken hinaufarbeitete, wann immer er wie beiläufig mit seinem Knie ihres streifte oder mit den Händen ihre Schulter berührte – aber nicht, wie ihr Nachname lautete. Er wusste, dass sie gern die Schuhe der Umherlaufenden betrachtete, weil sie sich automatisch fragte, wo sie schon überall gewesen waren – aber nicht, was sie beruflich machte. Er wusste, dass sie Erdnussbutter liebte und sie sogar selbst herstellte – aber nicht, woher sie kam und wo sie wohnte. Und er wusste, dass es zunehmend schwerer wurde, sie nicht andauernd zu berühren, denn ihre Haut war weich und warm und perfekt – aber nicht, warum sie so übereilt nach L.A. musste.
Vielleicht war das genau, was die Situation so spannend und faszinierend machte. Dass Penny ihm zwar Einsichten in ihren Kopf, aber nicht in ihr Leben gab. Und das war okay … denn er hatte eine Menge Fantasie und bereits ein eigenes Bild von ihr entworfen. In seiner Vorstellung war sie Mathematik-Professorin, die als externe Rednerin zu einer Statistikvorlesung in Buenos Aires eingeladen worden war. Sie trug in ihrer Freizeit lieber gemütliche Kleidung, besaß aber definitiv eine Menge weiße Blusen und biedere Röcke – eine Lesebrille auch! –, um ihr Professorinnen-Outfit zu komplettieren. Ach ja, und ihr Kopf war mit Gleichungen und einer Menge dreckiger Fantasien gefüllt. Okay, Letzteres war eher eine Wunschvorstellung seinerseits. Doch wann immer er lächelte, leckte sie sich über die Lippen und hey, er war Optimist!
Als das Flugpersonal schließlich auf ihrem Gate zum Boarding aufrief, hatte er fast vergessen, warum er in New York war und bis eben noch schlechte Laune gehabt hatte.
»Das ging schnell«, bemerkte Penny überrascht und wandte sich zum Gate um, vor dem sich bereits eine kleine Schlange mit den Gästen bildete, die First-Class und Business-Class-Tickets hatten.
»Jup«, bestätigte er. Zu schnell. Widerwillig erhob er sich von seinem Stuhl. Er wollte noch nicht gehen. Er war noch nicht bereit, diese fremde Bekanntschaft hinter sich zu lassen. Doch zu seiner Überraschung war Penny ebenfalls aufgestanden.
»Oh Gott, du sitzt in der ersten Klasse, oder?«, fragte sie und musterte ihn argwöhnisch.
»Ja«, antwortete er langsam. »Du auch?«
Das konnte unmöglich stimmen. Mathematik-Collegeprofessorinnen bekamen nicht genug Geld, um sich einen Erste-Klasse-Flug leisten zu können.
Penny seufzte gedehnt. »Ich fürchte, ja.« Sie zog ein Ticket aus ihrer Hosentasche und lugte darauf, bevor sie die Lippen zu einer dünnen Linie presste. »Jap, natürlich hat er mir ein Erste-Klasse-Ticket gebucht. So typisch.«
Jack starrte sie mit geöffnetem Mund an. Beschwerte sie sich gerade darüber, in der ersten Klasse sitzen zu müssen? Und wer hatte ihr das Ticket gebucht? Ihr Assistent? Hatte sie einen Assistenten? Nein. Das ergab keinen Sinn.
Shit, vielleicht war sie doch nicht Single. Vielleicht war sie eine der sechs Frauen eines reichen Öl-Tycoons, der sie zurück nach L.A. beordert hatte, damit sie endlich ihren ehelichen Pflichten nachkam.
»Du würdest lieber in der Holzklasse sitzen?«, wollte er wissen, bevor seine Fantasie weiter mit ihm durchging.
Sie zuckte die Schultern. »Schon irgendwie.« Sie rieb sich übers Gesicht und räusperte sich. »Weißt du, ich verurteile niemanden dafür, wofür er sein Geld ausgibt«, fügte sie hastig hinzu. »Jeder kann machen, was er will. Ich will nicht für das verurteilt werden, was ich tue, also verurteile ich auch niemand anderen. Aber meine Güte, ich wäre in der Holzklasse ebenso zufrieden gewesen. Ich hätte das Geld lieber für andere Dinge benutzt.«
Jack glaubte ihr aufs Wort, fragte sich jedoch, was das für Dinge waren. Und erwischte sich dabei, wie er sich darüber freute, dass sie ihn nicht sofort wieder verlassen würde. Er hatte seit Monaten nur seine Familie oder die Arbeit im Kopf, die letzte halbe Stunde war wie Urlaub von seinem Leben gewesen. Und das, obwohl seine Gedanken in Overdrive arbeiteten, um die widersprüchlichen Dinge, die er über Penny wusste, in Einklang zu bringen.
»Warum hast du ein Erste-Klasse-Ticket gebucht, wenn du lieber in der Economy sitzen würdest?«
Sie winkte ab. »Ich habe überhaupt nichts gebucht.«
»Wer dann?«
»Ich fürchte, das fällt in die Privatkolumne«, murmelte sie, während sie den Blick an seiner Erscheinung hinabwandern ließ und kurz an dem alten, ausgewaschenen Stoffrucksack hängenblieb, den er sich über die Schulter geschwungen hatte. Sie runzelte die Stirn. »Was für einen Job hast du, dass du in Kapuzenpulli und Jeans herumrennst, dein Rucksack aussieht, als wäre er die Reinkarnation einer Müllkippe – aber trotzdem erste Klasse fliegst?«
»Privatkolumne«, erwiderte er nüchtern. Der Rucksack zerfiel tatsächlich schon, aber er war ein Geschenk seiner Schwester Anna gewesen und er brachte es nicht über sich, ihn wegzuwerfen.
Penny grinste. »Natürlich. Na dann. Auf in die erste Klasse.« Sie zog einen Jutebeutel vom Boden, der ihm vorher noch gar nicht aufgefallen war, und schlenderte dann zielstrebig zum Gate.
Stirnrunzelnd folgte er ihr und erhaschte einen Blick auf diverse ernst aussehende Akten, die aus der Tasche hervorlugten … und einen Stock, der mit gelben und pinken Federn sowie einer Menge Strasssteinen verziert war.
Wer zur Hölle war diese Frau?
Kapitel 3
Er war Geschäftsmann, oder?
Einer dieser IT-Leute, die stinkreich waren und trotzdem mit Turnschuhen herumrannten, weil sie Steve Jobs nacheifern wollten.
Aber Jack trug keine Turnschuhe. Er trug teure Schuhe. Schuhe, die sich sicherlich über seine jämmerliche Variante eines Rucksacks lustig machten, wenn er nicht hinsah. Also vielleicht nicht IT, sondern … Banker? Anwalt? CEO einer … Buntstiftfirma?
Oh Mann. Sie hatte keinen Schimmer.
Aber er war in manchen Wochen gefühlt mehr in der Luft als auf dem Boden, er flog erste Klasse, er konnte sich gut artikulieren, subtil flirten. Er musste ein Geschäftsmann sein. Jemand, der wusste, wie er seinen Willen bekam.
Eigentlich stand sie überhaupt nicht auf Männer, die beruflich andauernd im Anzug herumliefen. Sie erinnerten sie zu sehr an ihren Bruder, der mit Sicherheit auch im Smoking joggte und seine Wohnung putzte. Ach, was dachte sie da? Als ob Gareth seine eigene Wohnung putzen würde! Lächerlich. Sie liebte ihren Bruder, aber sein Lebensstil war höchstens als wahnsinnig zu betiteln.
Penny mochte eher die Alternativlinge, die Fotografen und Pädagogen, die ihr Leben nicht auf die Kette bekamen und auf der Couch ihres besten Freundes schliefen, aber ein großes Herz hatten. Gareth bezeichnete sie gern als Loser oder Goldgräber, doch laut ihrem Bruder war es ja auch cool, vierzehn Stunden am Tag zu arbeiten.
Nichtsdestotrotz, egal ob Jack reicher Geschäftsmann war oder nicht – alles an ihm war anziehend. Sein Lachen, seine durchdringenden, blauen Augen, sein trockener Humor, seine Ehrlichkeit … und sein Körper. Denn heilige Mutter Gottes, was ging bitte bei seinem Körper ab?
Penny sank in den weichen Sitz, biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick Jacks breiten Rücken hinabwandern, während er seinen Rucksack in der Ablage über den Sitzreihen verstaute. Sie betrachtete seine ausgeprägten Schultermuskeln, die Stränge, die sich seinen Nacken hinaufzogen … und ihr Mund wurde trocken. Vielleicht war er doch der Kopf eines Fitnessimperiums? Er war verdammt noch mal wunderschön und nach fast einem Jahr ohne fremdverübten Orgasmus war ein wenig Oberflächlichkeit erlaubt, fand Penny. Außerdem hatte er doch angedeutet, dass er viel unterwegs war und sie sich wahrscheinlich nicht wiedersehen würden, sobald sie … nun, mit ihm fertig war.
Ihre Mundwinkel zuckten aufgrund ihrer eigenen, sehr dreckigen Gedanken und hastig wandte sie den Blick ab. Was würde ihre Mutter nur sagen, wenn sie wüsste, was sie plante, mit diesem fremden Kerl anzustellen?
Aber das hier war nicht der richtige Ort. Denn sie waren nicht allein und Jack saß nicht einmal neben ihr. Wahrscheinlich würden sie den Flug getrennt verbringen, sich an der Gepäckausgabe zunicken und nie wiedersehen. Abgesehen davon war sie hundemüde und nur, weil man miteinander flirtete, hieß das nicht, dass … Ach, es war ihr egal. Sie wollte ihn!
»Entschuldigung?«
Penny blinzelte und sah auf. Jack hatte sich über sie gebeugt, sprach jedoch nicht mit ihr, sondern mit ihrem bärtigen Sitznachbarn. »Würde es Ihnen was ausmachen, mit mir die Plätze zu tauschen? Damit ich mit …« Sein Blick wanderte zu ihr. »Meiner fremden Bekannten zusammensitzen kann?«
Sie musste lächeln, während der Mann schulterzuckend Platz machte und vier Reihen weiter nach vorne umzog.
»Viel besser«, murmelte Jack und sank neben sie.
Penny war ziemlich sicher, dass man ihr Lächeln auch vom Tower des Flughafens aus sehen konnte. »Ist es das?«, fragte sie scheinheilig. »Denn ich muss dich warnen. Ich werde keine gute Flugpartnerin sein, weil ich sicherlich innerhalb der nächsten halben Stunde einschlafe.«
»Ist okay«, sagte er, während die Flugbegleiterinnen die Sicherheitsanweisungen gaben und sich das Blechmonstrum in Bewegung setzte.
Unruhig zog Penny den Gurt enger um ihre Hüfte. »Jack?«
»Ja?«
»Macht es dir was aus, wenn ich gleich meine Fingernägel in deinen Unterarm kralle? Nur für den Start?«
Seine Mundwinkel zuckten. »Wegen der Flugangst?«
»Nein. Wegen der Fallangst.«
Er lachte leise. »Kein Problem. Ich hab Verständnis für irrationale Ängste.«
Penny fand überhaupt nichts Irrationales daran, sich vor einem Fall aus zehntausend Metern Höhe zu fürchten, beschloss jedoch, nicht näher darauf einzugehen. Stattdessen fragte sie: »Was ist deine irrationale Angst?«
»Ich hab Schiss vor Clowns«, sagte er nüchtern.
Sie schielte zu ihm. »Wirklich?«
Er nickte. »Jup. Bin einmal mit vierzehn in einer Geisterbahn ohnmächtig geworden, weil mir einer ins Gesicht gesprungen ist. Mein Bruder war dabei und hat sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Er erzählt heute noch davon.«
»Achtung, das war fast etwas Persönliches«, stellte sie überrascht fest. »Ich weiß jetzt, dass du einen Bruder hast.«
Er zuckte die Achseln. »Es wäre nur etwas Persönliches, wenn wir wüssten, wer wir sind. Aber das tun wir nicht.«
Sie grinste. »Auch wieder wahr. Okay, dann fühle ich mich vollkommen wohl damit, dir zu gestehen, dass ich ein Clownskostüm in meinem Schrank habe, weil ich mit zehn kurz überlegt habe, professionell im Zirkus einzusteigen.«
Er lachte. »Und was hat dich davon abgehalten, deinem Traum zu folgen?«
»Meine Mutter. Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass nur hässliche Menschen rechtfertigen können, so viel Schminke auf dem Gesicht zu tragen. Und ich war leider keine der Glücklichen.«
»Autsch. Das ist hart. Und jetzt weiß ich, dass du eine Mutter hast«, sagte er tadelnd.
Sie verdrehte die Augen. »Jeder hat eine Mutter!«
»Nein, nicht jeder.« Er wandte das Gesicht ab und blickte aus dem Fenster.
»Oh«, machte sie und ihr Herz rutschte eine Etage hinab. Shit. Er hatte keine Mutter? Doch bevor sie den Mund aufmachen und ihn danach fragen oder sich vielleicht auch bei ihm entschuldigen konnte, kam er ihr zuvor.
»Mann, ich weiß ehrlich nicht, warum ich dir all das erzähle. Ich habe seit einem Jahrzehnt nicht mehr so viele private Infos geteilt.« Kopfschüttelnd sah er sie an. »Aber bei dir rutscht es mir einfach so raus.«
Sie lächelte vorsichtig. »Und? Was ist schon dabei? Wir sind fremde Bekannte und werden uns nach dieser Nacht nie wiedersehen. Der Gedanke löst sonst schwere Zungen, oder?«
Er verengte die Augen. »Nach dieser Nacht? Meinst du nicht nach diesem Flug?«
Sie schluckte und Hitze strömte in ihre Wangen, während ein latentes Kribbeln in ihrer Brust einsetzte. Sie war eigentlich nie so direkt. Aber sie hatte Ablenkung noch nie in einer solch hübschen Verpackung gesehen! »Nein. Nach dieser Nacht«, murmelte sie und lächelte.
Ein gemächliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ist das so?«
Das war kein Nein, oder?
Hitze sammelte sich schwer in ihrem Unterleib und kämpfte gegen die Müdigkeit in ihren Gliedern. Und als das Flugzeug startete, unter ihr vibrierte und sie wie versprochen ihre Nägel in Jacks Unterarm krallte, pumpte ihr Herz nicht nur Adrenalin und Angst durch ihre Adern, sondern auch freudige Erregung. Sie hatte nicht zurück nach L.A. gewollt … doch jetzt konnte sie die Landung kaum erwarten.
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