Boss Love in Chicago: Sweet and Sour – Was sich hasst, das liebt sich
Prolog
Jasper
Ich hab mal gehört, dass es sexy ist, wenn Männer wissen, was sie wollen.
Aber das schließt den Satz »Ich will, dass du jetzt gehst« erfahrungsgemäß nicht mit ein. Was der Grund ist, warum ich heute Morgen angepisst und zu spät bin.
Normalerweise bestehe ich darauf, zu meinen One-Night-Stands nach Hause zu gehen. Dann ist es leichter, zu verschwinden. Und ich mag mein Leben leicht.
Ich hätte mein Date gestern daher nicht mit in mein Penthouse nehmen dürfen. Ich hätte ihr nicht verraten dürfen, dass ich nichts auf der Welt mehr hasse, als zu spät zu kommen. Vermutlich hätte ich nach dem Sex mit ihr kuscheln und ihr erklären sollen, dass es an mir lag, nicht an ihr. Sie höflicher abservieren sollen. Vielleicht hätte sie dann nicht meinen Wecker ausgestellt, während ich im Bad war.
Aber ich kuschele nicht. Ich verliere keine Zeit mit dämlichen Ausreden. Und mit dem Wort höflich hat mich auch noch niemand beleidigt.
Ich habe ihr gesagt, dass ich nur an ein paar gemeinsamen Stunden interessiert bin. Es ist nicht meine Schuld, dass sie mir nicht geglaubt hat. Ich bin immer offen und ehrlich. Es nicht zu sein, wäre respektlos. Aber die meisten Frauen sind der Auffassung, dass ich es mir schon noch anders überlegen werde. Was ich niemals tue.
Ich richte meine Manschettenknöpfe und überprüfe meinen Krawattenknoten in der Spiegelung des Glastisches, bevor ich einen Blick auf meine silberne Armbanduhr werfe. Mein bester Freund und COO Paxton bezeichnet sie immer als Manifestation meines Egoproblems. Vermutlich, weil sie mehr wert ist als ein Airbag in einem Auto kurz vor einer Massenkarambolage. Aber ich sehe es anders. Sie beweist nur, dass es egal ist, woher man kommt und wie viel Mist man in seinem Leben durchmacht – die Zeit vergeht. Die Vergangenheit wird irrelevant. Die Zukunft kann alles sein, was man will.
Die Zeiger zeigen zwanzig nach acht, also bin ich nicht als Einziger zu spät. Fast Grund genug also, jetzt sofort aufzustehen und zu gehen. Was ich nämlich noch mehr hasse, als zu spät zu kommen, sind Menschen, die meine Zeit verschwenden.
Ich tue VIBO mit diesem Treffen einen Gefallen. Die Gründerfirma der Musikapp belegt seit einer Woche das unterste Stockwerk des Gebäudes, von dem ich die oberen drei mit Redtree Records besetze. Sie sind eine kleine Firma, kaum hundert Mitarbeiter.
Normalerweise würde ich ihnen niemals eine Chance geben. Ich schwimme nicht mit kleinen Fischen im selben Gewässer. Doch Sam Tyress, einer der beiden CEOs von VIBO, bombardiert mich seit zwei Wochen mit Mails und fragt nach einem Meeting. Er ist sogar so weit gegangen, meine Assistentin in der Eingangshalle abzufangen, nachdem ich auf keine einzige geantwortet habe.
Leah hat von VIBO gehört. Seit Monaten benutzt und liebt sie die App, auf der man Musik-Live-Events streamen und täglich Performance- oder andere Videos von verschiedenen Bands und Musikerinnen ansehen kann. Hat sie das TikTok des Musikbusiness’ genannt. Ich hab VIBO gegoogelt und sie haben tatsächlich innerhalb weniger Jahre eine unfassbare Reichweite aufgebaut, die für meine Künstler interessant sein könnte. Ihnen eine Chance zu geben, sich online besser aufzubauen, ist eine gute Idee. Weshalb ich nicht aufstehe und gehe. Obwohl meine Geduld bereits überstrapaziert ist.
Wieder sehe ich auf meine Uhr. Zweiundzwanzig nach.
Fuck, weiß der Kerl überhaupt, wie viel eine Minute meiner Zeit wert ist? Mir hat noch nicht einmal jemand einen Kaffee angeboten. Dabei habe ich ihn verdammt nötig, weil ich aus Zeitnot zu Hause darauf verzichten musste.
Ungeduldig klopfe ich mit den Fingern auf den Tisch, als endlich die Tür aufgeht.
»Hey«, erklingt eine atemlose Stimme und ich hebe den Blick.
Eine kurvige Frau mit zerzausten, dunkelblonden Haaren tritt ein. Sie trägt einen Bleistiftrock, der eng an ihrer ausladenden Hüfte anliegt, und eine hochgeschlossene türkise Bluse. Das Outfit lässt sie aussehen wie ein prüdes Mädchen, das zwar mal an eine Karriere als Pin-up-Girl gedacht, den Sprung aber nie geschafft hat. Sie wirkt jung. Hat ein rundes Gesicht, braune Augen und eine Menge Sommersprossen. Trotz schwarzer Zwölf-Zentimeter-High-Heels ist sie verdammt klein. Ihr Scheitel würde vermutlich kaum mein Kinn berühren. Alles in allem ist sie die Art von Frau, der ich in einer Bar keinen zweiten Blick schenken würde. Sie ist nicht hässlich, nur einfach sehr unspektakulär.
In diesem Moment lächelt sie mich breit an, sodass ihre dunklen Augen anfangen zu funkeln … und mein Magen zieht sich zusammen. Okay, ich nehme es zurück. Mit diesem Lächeln würde sie mir vielleicht auffallen. Wenn auch nur kurz. Alles in allem war sie eine sehr gute Wahl für eine Empfangsdame – abgesehen davon, dass sie mich seit zweiundzwanzig Minuten warten lässt!
»Entschuldigung, Mr Cohen. Ich wusste nicht, dass Sie hier sind. Sonst wäre ich eher gekommen, um Sie schon mal zu begrüßen«, sagt sie und durchquert hastig den Raum.
»Ich hätte mich angemeldet, wenn Sie auf Ihrem Platz am Eingang gesessen hätten«, erwidere ich ungeduldig. »Aber da ich spät dran war, bin ich direkt weiter zum Konferenzraum, zu dem mich der Pförtner geschickt hat.«
»Phil hat leider vergessen, das durchzugeben, und ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie noch kommen und …« Sie runzelt die Stirn. »Was meinen Sie damit: Ich hab nicht auf meinem Platz gesessen?« Einige Sekunden lang sieht sie mich fragend an, dann schüttelt sie jedoch den Kopf. »Ist auch egal. Es tut mir leid, dass Sie warten mussten. Aber jetzt, da Sie da sind, sage ich gern Bescheid und hole …«
»… mir einen Kaffee?«, hake ich nach und hebe einen Mundwinkel. »Das wäre wirklich sehr freundlich. Schwarz, ein Schuss Milch.«
Die Frau blinzelt verwirrt. »Entschuldigung?«
»Schwarz, ein Schuss Milch«, wiederhole ich.
Mein Gegenüber öffnet den Mund, dann lacht sie kurz konfus auf. »Nein, das meinte ich nicht. Ich kann gern für Kaffee sorgen, aber lassen Sie mich erst einmal …«
»Ich würde mich wirklich darüber freuen, wenn der Kaffee priorisiert wird«, sage ich und fahre mir mit der Hand übers Gesicht. »Danach können Sie Ihrem Boss Bescheid geben, dass ich hier bin. Tun Sie mir einfach den Gefallen, ja? Dann gebe ich auch nicht weiter, dass Sie Ihren Job nicht vernünftig gemacht und meine Ankunft verpasst haben. Sie kriegen keinen Ärger, ich meinen Kaffee. Alle gewinnen.«
Einige endlose Sekunden lang sieht sie mich nur mit leicht geöffneten, glänzenden Lippen an. Dann sagt sie: »Was?«
Sie scheint nicht zu verstehen, was sie falsch gemacht hat. Shit, ist sie neu hier? »Nehmen Sie es nicht persönlich«, sage ich langsam. »Aber wären Sie meine Assistentin, hätte ich Sie bereits dafür abgemahnt, dass Sie das Eintreffen des CEOs von Redtree Records nicht nur verpasst, sondern ihm auch noch seinen Kaffee verweigert haben.«
Sie sieht mich noch immer irritiert an. »Wovon reden Sie?«
Oh Mann. Sie ist offensichtlich nur eingestellt worden, weil sie so unscheinbar ist, dass sie niemanden vom Arbeiten ablenkt und einer Klage wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz somit kategorisch vorbeugt.
»Ich sagte«, beginne ich langsam, damit sie meine Worte auch versteht. »Wenn ich Sam Tyress wäre, würde ich Sie dafür abmahnen, dass Sie Ihren Job nicht machen und …«
»Oh mein Gott.« Ein Schatten der Erkenntnis huscht über ihr Gesicht – und ich weiß nicht, was sie erkannt hat, aber es kann nicht gut sein. Denn es führt dazu, dass sie die Lippen zusammenpresst und sich ihre braunen Augen verdunkeln. »Ja, jetzt verstehe ich.« Sie nickt. »Sie sind ein ignorantes Arschloch.«
Hätte ich meinen Kaffee gehabt, hätte ich mich vermutlich an ihm verschluckt.
Sie kommt langsam auf mich zu, beugt sich vor und stemmt die Hände auf den Tisch. Ihre Haare fallen dabei nach vorn und der Geruch nach Vanille steigt mir in die Nase. Doch ich werde von ihren wütend funkelnden Augen abgelenkt. »Ist es Ihr Job, Frauen andauernd zu unterbrechen und unfassbar herablassend mit neuen Bekannten zu reden? Denn nur den haben Sie bisher gut gemacht«, flüstert sie gefährlich leise.
Was passiert hier gerade?
Ruckartig stößt sie sich vom Tisch ab. »Leah meinte, dass Sie hohe Ansprüche hätten, aber sonst ein netter Kerl wären«, erzählt sie im Plauderton und ein süßliches Lächeln tritt auf ihr Gesicht, das Kinder auf der ganzen Welt verstören würde. »Aber ich glaube, sie ist einfach nur eine verdammt gute Lügnerin.«
»Was haben Sie gesagt?«, frage ich scharf. Denn ich bin mir sicher, dass ich mich verhört haben muss.
»Ah. Ein Arschloch mit schlechten Ohren, also.«
»Meinen Ohren geht es gut, danke«, knurre ich. »Ich wollte Ihnen nur die Möglichkeit geben, Ihre Worte zurückzunehmen.«
»Warum sollte ich?«, fragt sie hart und hebt das Kinn. »Sie sind die Wahrheit. Und ich bin Männer wie Sie so leid.«
»Männer wie mich?«, will ich interessiert wissen.
»Ja. Die arrogante, respektlose Sorte. Ich meine: Sie kommen zu spät. Sie geben mir nicht einmal die Möglichkeit, mich vorzustellen. Ihnen sind Kaffee und leere Worte wichtiger als Manieren. Das sind Männer wie Sie.«
Ich schnaube. Sie nimmt ihren Mund verdammt noch mal zu voll. »Sie wollen unbedingt gefeuert werden, oder?«, frage ich leise und stehe auf. »Denn wenn ich Ihrem Boss sage, wie Sie mit mir reden …«
Sie lacht auf einmal. Ein weiches, endlos amüsiertes Lachen, das ich in meiner Brust nachvibrieren spüre. Das mir die Nackenhaare aufstellt. »Wissen Sie, wenn Sie mir das nächste Mal ihre Macht demonstrieren wollen, sollten Sie mit einem Laserschwert und als Jedi verkleidet hier auftauchen. Denn sonst werde ich nie glauben, dass sie mit ihnen ist! Dieses ernste, düstere Getue ist lächerlich, hat Ihnen das noch niemand gesagt?«
»Hat Ihnen noch nie jemand gesagt, dass Sie verdammt noch mal zu weit gehen?«, fahre ich sie an.
»Oh, doch. Das höre ich andauernd.« Sie zuckt nicht einmal mit der Wimper. »Meistens, wenn ich Kerlen wie Ihnen meinen Drink ins Gesicht schütte. Aber wissen Sie was? Ich glaube, Sie hören den Satz zu selten. Denn Sie gehen zu weit.« Sie verengt die Augen und ein harter Zug entsteht um ihren Mund, während sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt. »VIBO ist das Beste, was Ihnen und Redtree Records passieren könnte, Mr Cohen. Sie könnten eine Menge von uns lernen. Ich weiß, Sie halten sich für was Besseres, kommen hier rein mit Ihrer Zehntausend-Dollar-Uhr und Ihrem Fünftausend-Dollar-Haarschnitt – den ich übrigens blind und mit der Gartenschere hinbekommen hätte – und haben das Gefühl, uns einen Gefallen zu tun. Aber ich weiß, dass die Online-Aufstellung von Redtree Records höchstens als annehmbar bezeichnet werden kann und die finanzielle Lage der letzten Jahre durchwachsen war.«
»Also erstens«, erwidere ich ruhig. »Die Uhr hat fünfzigtausend gekostet. Zweitens: Derjenige, der Ihnen freiwillig einen spitzen Gegenstand in die Hand drückt, muss lebensmüde sein. Und drittens: Redtree Records geht es fantastisch.«
»Ist das so?« Sie hebt eine Augenbraue. »Nun, ich habe recherchiert und ich weiß, dass Sie die Absage der Welttournee von Riley Cash letztes Jahr eine Menge Geld gekostet hat. Ich respektiere, dass Ms Cash das Reisen zu stressig war, während ihre Mutter im Krankenhaus lag – und ich respektiere Redtree Records dafür, dass ihr kein Strick daraus gedreht wurde. Aber wenn Sie schon vor zwei Jahren mit uns kooperiert hätten, hätten Sie nicht Millionen von Dollar verloren.«
Mit offenem Mund starre ich sie an. Fuck. Woher weiß sie das?
»Aber Sie sehen nicht über Ihren Tellerrand hinaus. Wir sind die verdammte Zukunft. Und Sie wissen das – denn sonst wären Sie nicht hier. Sonst hätten Sie keine Viertelstunde darauf gewartet, dass jemand kommt. Sie sind nicht dafür bekannt, geduldig zu sein – außer, es lohnt sich. Und wir lohnen uns. Niemand hat so viel Reichweite wie wir, weil niemand einen so guten Algorithmus hat wie wir. Ich muss es wissen. Ich hab ihn geschrieben. Wir sind das letzte Jahr um dreihundert Prozent gewachsen, während Redtree Records um drei stagniert ist.«
Ich blinzele. Sie hat … was? Und woher zur Hölle hat diese Frau ihre Informationen? Scheiße, es regt mich auf, dass sie mit allem recht hat! Denn die Tatsache, dass VIBO einen unfassbar guten Algorithmus hat und in zwölf Monaten um dreihundert Prozent gewachsen ist, ist tatsächlich das, was mich auf meinem Platz gehalten hat.
»Sie hätten mich wirklich aussprechen lassen sollen.« Das süßliche Lächeln ist zurück und ihre Augen sind schwarz wie Kohlen. »Denn in fünf Jahren werden Sie denken: Shit. Ich habe damals einen großen Fehler gemacht!«
Ich lache trocken, verstehe nicht, was ihr verdammtes Problem ist, doch bevor ich sie danach fragen kann, geht die Tür ein weiteres Mal auf.
Ein dunkelblonder Mann in Anzug, allerdings ohne Krawatte, kommt herein und lächelt mir freundlich zu. »Ah, Sie sind tatsächlich noch gekommen. Sehr gute Entscheidung«, sagt er spielerisch, bevor er der Frau zunickt. »Du hast gar nicht Bescheid gesagt. Ich musste es vom Marketing hören, die meinten, ein heißer Mann säße in unserem Konferenzraum.«
»Hey, Alex«, sagt sie tonlos. »Ich bin nicht dazu gekommen. Ich wurde von Mr Cohen aufgehalten.«
»Oh. Ihr habt doch nicht schon ohne mich angefangen, oder?« Er kommt auf mich zu und streckt die Hand aus. »Entschuldigen Sie die Verspätung, unser Empfangsherr hat sich heute Morgen spontan krankgemeldet, deswegen haben wir Phil gebeten, unsere Gäste direkt zum Konferenzraum zu verweisen – aber ihm war nicht klar, dass er uns dann auch Bescheid sagen muss, dass unser Termin eingetroffen ist. Es war ein einziges Durcheinander. Auf jeden Fall: Ich bin Alexander Noack. Meine Geschäftspartnerin Samantha haben Sie ja schon kennengelernt.«
Mein Magen zieht sich ruckartig zusammen und augenblicklich versteift sich mein Rücken.
Oh, fuck. Nein. Das kann nicht sein.
»Oh ja, wir haben uns fröhlich beschnuppert«, meint Sam übertrieben freundlich. »Und ehrlich gesagt hat mir nicht gefallen, was ich gerochen … oder gesehen oder gehört habe. Das hier war eine dumme Idee, Alex. Ich weiß, es war meine, aber auch ich liege manchmal falsch. Wenn auch sehr selten. Also: Bis nie wieder, Mr Cohen. Ich denke, wir sind hier fertig.«
Sie dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet im nächsten Moment aus der Tür.
Ich kann nur schwer ein Stöhnen unterdrücken und beiße die Zähne zusammen. Fuck. Sie ist Sam Tyress. Sam Tyress ist eine Frau. Diese Frau.
Möglicherweise habe ich gerade Mist gebaut. Aber scheiße noch mal, sie hätte sich wirklich mehr Mühe geben können, mir zu sagen, wer sie ist! Auf ihrer Website war kein Bild. Dort stand nur: Sam Tyress, CEO, Master of Engineering.
»Sam?«, ruft Noack ihr verwirrt hinterher, bevor er mir einen hastigen Blick zuwirft. »Warten Sie kurz. Ich … Wir sind gleich wieder da.«
Das bezweifle ich. Sam Tyress wirkt nicht wie der versöhnliche Typ Frau. So viel zumindest habe ich schon herausgefunden.
Ich seufze leise und reibe mir mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Dieser Morgen ist scheiße!
Und er wird nicht besser, denn Mr Noack hat die Tür nicht richtig geschlossen und im Gegensatz zu dem, was Miss Tyress denkt, funktionieren meine Ohren blendend.
»… mit einer Assistentin verwechselt und dauernd davon geredet, dass ich ihm endlich Kaffee holen soll, Alex! Du weißt genau, was ich davon halte, mit sexistischen Arschlöchern zusammenzuarbeiten.«
Meine Zähne schaben übereinander und mein Kiefer knackt. Meine Fresse, die Frau muss wirklich lernen, ihre Stimme zu senken. Oder ist sie absichtlich so laut?
Gott, ja, ich habe schon bessere erste Eindrücke gemacht. Ich habe sie mit der Empfangsdame verwechselt, geschenkt. Aber es war ein Versehen! Ein ehrliches Versehen!
Ich bin kein Sexist. Das mit dem Arschloch kann ich nicht gänzlich abstreiten, aber mir ist vollkommen egal, ob eine Frau oder ein Mann eine Firma leitet, solange der Job gut gemacht wird.
»Sam, für mich hört sich das nach einem einfachen Missverständnis an«, höre ich Noack drängend antworten. »Normalerweise hätte Brad ihn in den Konferenzraum geleitet und ihm Kaffee angeboten. Er hat es bestimmt nicht böse gemeint.«
»Ist mir scheißegal. Er war respektlos. Er war herablassend. Er hat mich unterbrochen. Ich arbeite nicht mit ihm.«
Noack seufzt schwer. »Sam. Jasper Cohen ist fantastisch in seinem Job. Er hat die Kontakte, die wir brauchen, um den letzten Schritt zu machen. Scheiße, Sam, Riley Cash ist bei ihm unter Vertrag! Wenn wir auch nur mit ein paar seiner Künstler zusammenarbeiten könnten …«
»Und wenn er auch noch Justin Bieber, Beyoncé und die Jonas Brothers an Land ziehen würde – ich arbeite auch nicht Arschlöchern zusammen, die fantastisch in ihrem Job sind! Das weißt du«, zischt sie.
Fucking God, sie soll sich mal einkriegen! Ich hab sie gefragt, ob sie mir Kaffee bringen kann, nicht ob meine Schuhe putzt!
»Sam, wir haben darüber geredet. Du musst cool bleiben, wenn …«
»Ich muss einen Scheißdreck! Ich dachte, es wäre eine gute Idee, aber zwei Minuten mit dem Kerl und ich habe ihn genau durchschaut. Er hält sich für was Besseres. Für zu gut für uns. Wir sind in seinen Augen nur ein kleiner Fisch. Er ist ein arroganter Sack. Er wird versuchen uns einzureden, dass wir ihn unbedingt brauchen, obwohl es verdammt noch mal andersherum ist!«
»Wir können uns beide gebrauchen.«
Sie antwortet irgendetwas, doch ich kann ihr Zischen nicht entwirren.
Mein Kiefer arbeitet. Ich hasse sie dafür, dass sie recht hat. Denn ja, sie sind ein kleiner Fisch und ich bin definitiv besser dran als sie … aber ich brauche sie. Sie bieten mir eine Chance, die ich nicht verstreichen lassen will. Aber Gott, ich kann sie jetzt nicht mehr annehmen. Ich kann mich nicht von der CEO einer Firma anschreien lassen und dann mit ihr ein Geschäft eingehen. So agiere ich scheiße noch mal nicht! Es würde viel zu verzweifelt rüberkommen.
»… jetzt wird er sowieso nicht mehr mit uns kollaborieren wollen«, weht Sams Stimme an mein Ohr. »Er ist zu stolz dafür, jetzt noch zuzusagen. Sich anzuhören, was wir zu sagen haben. Er will nicht verzweifelt rüberkommen. Was eine dumme Geschäftsentscheidung von ihm wäre, aber hey: Männer und ihr Ego, was?«
Meine Zähne knirschen. Wer zur Hölle ist diese Frau? Eine verdammte Hellseherin?
»Ich bin auch ein Mann, Sam«, entgegnet Noack genervt.
»Na, dann schlag du dich doch mit ihm herum! Weißt du, nur weil Gelb meine Lieblingsfarbe ist, muss ich nicht immer wie die Sonne strahlen. Ich bin hier fertig.«
Ich höre Schritte, dann ist es kurze Zeit still, bevor die Tür wieder aufgeht.
Noack tritt ein und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Also …«, fängt er an.
»Ich arbeite mit euch zusammen.« Die Worte verlassen meinen Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Einfach nur, damit Sam Tyress nicht recht behält!
Überrascht hebt mein Gegenüber die Augenbrauen. »Wirklich?«
»Ja. Wenn die Konditionen stimmen.«
Er lächelt breit. »Das werden sie.«
»Und wenn ich so wenig mit Sam Tyress zu tun haben muss wie irgend möglich«, füge ich trocken hinzu.
»Oh.« Noack lacht. »Dafür wird sie sorgen, glauben Sie mir …«
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